Für eine Wohnung in München nicht deutsch genug

München - Herr Mane (24) engagiert sich ehrenamtlich beim Münchner Verein Kulturraum, ist Musiker und hat eine feste Arbeit als Gleisbauer. Dass er nicht gut in München integriert sein könnte, darüber hat er sich schon lange keine Gedanken mehr gemacht. Bis diese Mail kam.
"Vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich der Immobilie in Fürstenfeldbruck. Da Ihr Name sich nicht als deutscher Name liest, muss ich Sie leider zunächst darauf aufmerksam machen, dass mein Vermieter keine Mieter nicht-deutscher Herkunft wünscht." Für Herr Mane, dessen Vorname "Herr" schon sehr deutsch klingt, ist diese Mail wie ein Schlag ins Gesicht.
Mane hat eine Arbeit, ist integriert – und sucht trotzdem seit einem Jahr
Seit einem Jahr sucht der Gleisbauer in Festanstellung eine Wohnung. Noch lebt er in einer Azubi-Wohnung in Berg am Laim, die er aber im Mai verlassen muss. Ein bis zwei Zimmer hätte er gerne. Weil er in München fast 300 Bewerbungen geschrieben hat, aber kaum zu Wohnungsbesichtigungen eingeladen wird, sucht er auch im Umland.
Vor sechs Jahren kam Herr Mane aus Spanien – wo er eine Ausbildung gemacht hat – nach München. Er floh vor dem Diktator Yahya Jammeh aus Gambia. Dort sind außergerichtliche Inhaftierungen, Folter und staatlich angeordnete Morde an der Tagesordnung. Hier in Deutschland kann Herr Mane in Frieden leben und arbeiten.
Dass er so offensichtlich aufgrund seiner Herkunft diskriminiert wird, lässt ihn nur mit der Schulter zucken. Seine Ehrenamtler-Freunde von Kulturraum aber waren so fassungslos, dass sie die Abendzeitung informiert haben.
Die AZ ruft die Nummer an, die bei der Wohnungsannonce als Kontakt angegeben ist. Eine aufgeregte Frau erzählt, dass ihr Vermieter ihren Vorschlag für einen Nachmieter abgelehnt habe – weil sie einen Ausländer vorgeschlagen hatte. Später rudert die Frau per Mail zurück: "Es lag ein Missverständnis vor, das nicht hätte passieren dürfen. Der Vermieter meinte, dass er deutschsprachige Mieter bevorzuge."
Herr Mane möchte gegen die Diskriminierung nicht vorgehen. Er möchte keinen Ärger. Der Mieterverein sieht in diesem Fall auch wenig Chancen: "Dem Vermieter kann nicht nachgewiesen werden, dass er den Bewerber diskriminiert hat. Auf den Nachmietervorschlag seiner aktuellen Mieterin muss er nicht eingehen“, sagt eine Sprecherin des Mietervereins.
Gegen Diskriminierung kann man als Mieter kaum vorgehen
Herr Mane sucht weiter nach einer Wohnung.
Und hofft, dass jemand den Menschen in ihm sieht und nicht nur den mit dem fremden Namen.