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Für eine halbe Million Euro: Stadt München kauft vergammelten Perlschneiderhof in Pasing – SPD nennt konkrete Pläne

Nach langem hin und her ist es beschlossene Sache: Die Stadt München erwirbt auch die zweite Hälfte des Perlschneiderhofs – für knapp 500.000 Euro. Die SPD in Pasing hat schon bestimmte Vorstellungen für die Nutzung.
von  Irene Kleber
So könnte der Perlschneiderhof nach einer ÖDP-Idee als Kulturhaus aussehen – mit Ateliers und einer Bühne.
So könnte der Perlschneiderhof nach einer ÖDP-Idee als Kulturhaus aussehen – mit Ateliers und einer Bühne. © Sammlung Klee

München - Jetzt also doch: Nach jahrelangem Ringen um den Kaufpreis sichert sich die Stadt auch die zweite Hälfte des denkmalgeschützten Kleinods auf der Würminsel in Pasing – und legt nun fast zehn Mal mehr Geld hin, als sie 2017 noch zahlen wollte.

Mit Notar- und Gerichtskosten summieren sich die Ursprungskosten für den Perlschneiderhof von 375.000 auf rund 400.000 Euro, so steht es in einer nichtöffentlichen Stadtratsvorlage, die der AZ vorliegt. Dazu kommen jährlich rund 50.000 Euro, um Haus und Garten zu sichern.

Perlschneiderhof: Stadtrat stimmt für den Kauf und Sonja Haider (ÖDP) jubelt

Dem Ankauf stimmte der Stadtrat gegen die Stimmen der FDP zu. "Unser historischer Hof hat endlich eine Zukunft", jubelt Stadträtin Sonja Haider von der Rathaus-ÖDP, die seit Jahren für den Ankauf kämpft, damit das leerstehende – und inzwischen denkmalgeschützte – Schmuckstück nicht noch weiter verfällt.

Viel Zeit dürfte nun nicht mehr ins Land gehen, bis der Kaufvertrag unterschrieben ist. Dann ist der Weg frei, um das Areal zu sanieren und für die Bürger zu öffnen. Ideen für eine Nutzung gibt es so einige im Viertel.

Perlschneiderhof in Pasing hat Geschichte 

Der Perlschneiderhof ist ein besonderes Kleinod in München. Er steht auf der Würminsel am Manzinger Weg, keine 300 Meter vom Pasinger Bahnhof und dem Einkaufszentrum Pasing Arcaden entfernt.

Das Wohnhaus im vorderen Teil ist 1850 gebaut worden, dahinter liegt eine langgezogene Scheune, drumherum ein 1.770 Quadratmeter großer wilder Garten, umzäunt von einem Jägerzaun. Zwei Arme der Würm umfließen das idyllische Grundstück.

Seit Jahren steht er leer und gammelt vor sich hin: der denkmalgeschützte Perlschneiderhof (1850) auf der idyllischen Würminsel in Pasing. Die letzten Unwetter haben ein neues Loch ins Dach gerissen.
Seit Jahren steht er leer und gammelt vor sich hin: der denkmalgeschützte Perlschneiderhof (1850) auf der idyllischen Würminsel in Pasing. Die letzten Unwetter haben ein neues Loch ins Dach gerissen. © ÖDP

Perlschneiderhof in Pasing: Bereits 1960 kaufte die Stadt einen Teil 

Bis 1913 ist der Hof noch landwirtschaftlich genutzt worden, früher wurden hier Schweine kastriert, daher hat der Hof auch seinen Namen. Später war das Gebäude als Lager vermietet.

In den 1960er-Jahren kaufte schließlich die Stadt einer von zwei Schwestern ihre Hofhälfte ab. Die andere Schwester behielt ihren Teil. Der Erbe ist auf Betreuung angewiesen und wollte zwar vor Jahren schon an die Stadt verkaufen – man wurde sich aber über den Kaufpreis nicht einig. 40.000 Euro hatte die Stadt 2017 für die zweite Hofhälfte geboten. Das Haus sei marode, argumentierte das städtische Bewertungsamt damals, das Grundstück sei als Grünfläche im Flächennutzungsplan eingetragen, könne also auch kein Baurecht bekommen. Mehr Geld sei demnach nicht drin.

Perlschneiderhof: Sanierung kostet siebenstelligen Betrag

Viel zu wenig, befand aber das Betreuungsgericht und stoppte den Verkauf, denn ein Gegengutachten maß dem Hof einen Wert von rund 500.000 Euro zu. Zuletzt ermittelte der Gutachterausschuss für Grundstückswerte den Verkehrswert, damit es zu einer Einigung kommt. 375.000 Euro sei die zweite Hälfte wert, heißt es nun.

So könnte der Perlschneiderhof nach einer ÖDP-Idee als Kulturhaus aussehen – mit Ateliers und einer Bühne.
So könnte der Perlschneiderhof nach einer ÖDP-Idee als Kulturhaus aussehen – mit Ateliers und einer Bühne. © Sammlung Klee

Dies zum einen, weil das Haus inzwischen unter Denkmalschutz stehe und sich daraus ein mögliches Baurecht ergeben könnte. Zum anderen wegen der Wertsteigerung seit 2017.

Wann es nun losgehen kann mit der Sanierung, hängt auch  davon, wie und von wem der Perlschneiderhof künftig genutzt werden soll. Die ÖDP hatte schon ein Konzept für ein Kulturhaus mit Ateliers vorgestellt . Dass die Denkmalsanierung teuer wird – die Rede ist von einer "höheren siebenstelligen Summe" –, darauf hat man sich bei der Stadt jedenfalls eingestellt.

SPD in Pasing hat klare Pläne für die Zukunft des Hofs 

Für ihre Ideen zur Nutzung des alten Hofs hat die SPD in Pasing jetzt einen Antrag im Bezirksausschuss (BA) gestellt. Fraktionssprecherin Dr. Constanze Söllner-Schaar erläutert: "Das Anwesen liegt inmitten einer Grünanlage neben einem bereits vorhandenen Kinderspielplatz, den Tischtennisplatten und Ruheinseln aus Holz. Eine offene Freizeiteinrichtung für Kinder wäre durch die Nähe zum Pasinger Zentrum in dieser Idylle ideal untergebracht. Ein kleiner Kiosk könnte die Aufenthaltsqualität zusätzlich erhöhen. Auch über eine zusätzliche kulturelle Nutzung z. B. in Form eines Skulpturengartens ist nachzudenken."

Sozialer Mehrwert für alle Bewohner Pasings

Das sieht auch der Vorsitzende der SPD Pasing, Raoul Koether, so: "Der Spielplatz und die Ruhebänke auf der Würminsel würden durch die zusätzlichen 1.700 Quadratmeter Fläche und eine offene Freizeiteinrichtung für Kinder sinnvoll ergänzt. Uns ist es wichtig, dass hier ein Ensemble entsteht, das aus einem Guss ist und für alle Bewohner Pasings einen sozialen Mehrwert bietet."

Durch diesen Antrag wurden jetzt erstmals wirklich konkrete Pläne für den Hof geäußert. Wann Baumaßnahmen beginnen sollen, ist Stand jetzt noch nicht bekannt.

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