Für ein lückenloses Radnetz in München: Das Bürgerbegehren "Radentscheid" kommt
München - Radlwege, die im Nichts – oder schlimmer: mitten im Autoverkehr enden. Radlstreifen, die zu eng sind oder zugeparkt. Kreuzungen mit brandgefährlicher Gefahr von "Toten Winkeln" für Radler. Den Radl-Aktivisten in München reichen die Bemühungen der Stadt München nicht aus, für Radler gute Verbindungen durch die gesamte Stadt zu schaffen.
Deshalb formiert sich jetzt eine Bewegung, die per Bürgerbegehren einen Bürgerentscheid beantragen will. "Bündnis Radentscheid München" heißt die Gruppe, und die Sprecher sind durchaus prominent. Die Münchner Grünen-Chefin Gudrun Lux gehört dazu, Andreas Groh vom ADFC, Andreas Schuster von Green City und Sonja Haider von der ÖDP. Auch der Bund Naturschutz und die Linke gehören zu den Unterstützern. Sie fordern ein "stadtweites lückenloses Radnetz" für die Bürger ohne abschreckende Gefahrenstellen.
München: 2.862 Radlunfälle in 2017
Die Kreuzung Elisenstraße/Sophienstraße hinterm Lenbachplatz ist genau so eine Stelle. Wer etwa vom Odeonsplatz aus kommend nach Norden weiter will, muss runter auf die Straße, mitten hinein zwischen die Autos und Lkw. Auch an der Herzog-Heinrich-Straße (von der Lindwurmstraße kommend) hört der Radweg ohne Vorwarnung auf. Wie an der Unterführung Chiemgaustraße auf Höhe Schwanseestraße.
"Da kommen geübte Radler gerade so zurecht", sagt Green-City-Sprecher Andreas Schuster. "Aber Menschen, die bisher nicht oder wenig Rad fahren, empfinden solche Stellen als sehr gefährlich, und verzichten dann lieber ganz aufs Radl." Zumal, wenn sie immer wieder Meldungen über Radlunfälle in der Stadt lesen: 2.862 sind es 2017 gewesen. Fünf Radler sind dabei ums Leben gekommen. Dabei will München bis 2025 schon für mehr saubere Luft eine Verkehrswende schaffen. Aktuell legen die Münchner 18 Prozent aller Wege durch die Stadt auf dem Rad zurück. "Unser Ziel wäre, den Anteil sehr bald zu verdoppeln", sagt Schuster.
Zehn Millionen Nahmobilitätspauschale im Jahr
Ab dem Frühling will das Bündnis beginnen, die erforderlichen 33.000 Stimmen fürs Bürgerbegehren zu sammeln. Die genaue "Ja-Nein"-Frage dazu wird gerade noch juristisch geprüft. Auch über die konkrete Summe, die die Stadt zusätzlich ins Radlnetz investieren soll, debattieren die Aktivisten noch. "Soweit wir wissen, schöpft die Stadt nicht einmal die zehn Millionen Euro pro Jahr aus, die sie sich über die Nahmobilitätspauschale selbst verordnet hat", sagt Schuster.
Am kommenden Freitag will das "Bündnis Radentscheid" mit einer großen Auftakt-Aktion auf sich aufmerksam machen: An der Kreuzung Elisen-/Sophienstraße, kurz hinterm Lenbachplatz, wird ab 10 Uhr ein symbolischer Radfahrstreifen ausgerollt. "Denn wenn der Radwegausbau nicht schneller vorangeht", sagt Schuster, "wird München das Ziel verfehlen, mehr Bürger zum Radlfahren zu bewegen."
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