Fünf neue Projekte: Die Renaissance der Tram

MÜNCHEN - Der Stadtrat stimmt für die Planung einer Strecke vom Romanplatz zur Aidenbachstraße – vier weitere folgen. Die Ticketpreise werden wohl steigen, weil der Freistaat weniger Zuschüsse zahlt
Die Tram hat in München Zukunft: Gestern setzte der Stadtrat mit der Trambahn-Westtangente eine neue Linie aufs Gleis. Damit stehen jetzt fünf Projekte für die Trambahn-Renaissance in München an.
Die geplante Westtangente ist nicht unumstritten. Vor Ort und in der CSU gibt es Widerstand. So stimmten gestern CSU, FDP und Freie Wähler dagegen. Die 8,7 Kilometer lange Strecke führt durch fünf Stadtbezirke und soll 17 Haltestellen bekommen – darunter Romanplatz, Wotanstraße, Fürstenriederstraße, Boschetsriederstraße, Ratzingerplatz und U-Bahnhof Aidenbachstraße. An der Strecke liegen künftige Baugebiete, was die Nachfrage laut MVG noch steigern wird. Über den Preis will sie noch nichts sagen, solange die Feinplanung noch nicht fertig ist. Baubeginn könnte 2013 sein.
Auch die Tram durch den englischen Garten ist wieder aktuell
Die Linie kann auch länger werden: Denn am Romanplatz endet heute die Linie 12 vom Scheidplatz in Schwabing. Eine Möglichkeit ist, die 12er mit der Westtangente zu verlängern – irgendwann könnte sie auch durch den Englischen Garten fahren.
Denn die umstrittene Gartentram ist wieder aktuell. Dafür wird die MVG in den nächsten Wochen testen, ob der Spezial-Akku der neuen Vario-Tram reicht, um mehr als einen Kilometer zu fahren. Damit könnte er die Passage durch den Englischen Garten schaffen. Somit wären die Strommasten nicht mehr nötig, die das zentrale Argument gegen die Gartentram waren. Klappt der Test, will MVG-Chef Herbert König möglichst noch in diesem Jahr eine neue Genehmigung versuchen.
Der Freistaat hat die Zuschüsse gekürzt - die Mehrkosten müssen die Kunden tragen
Die weiteren Pläne: Vor dem Baustart im Frühjahr steht die Tram nach St. Emmeram (4,3 Kilometer, neun Haltestellen). Nummer vier ist die geplante Tram in die neue Siedlung Freiham. Nummer fünf ist die Verlängerung der Tram 19 um 700 Meter vom Pasinger Marienplatz zum Bahnhof bis 2013.
Aber für die MVG wird es immer teurer, neue Trambahnen, Busse und U-Bahnen zu kaufen. Denn der Freistaat hat seine Kaufzuschüsse drastisch von 50 auf 25 Prozent gesenkt. Von den letzten 17 Bussen wurden sogar nur vier gefördert (mit 400000 Euro). Für alle 17 zusammen sind das nach Berechnungen der MVG mickrige acht Prozent. Auch die zehn neuen Trambahnen voriges Jahr wurden nur mit 15 Prozent bezuschusst.
Damit macht der Freistaat den MVV noch teurer: Denn die Differenz müssen die Kunden mit höheren Fahrpreisen bezahlen.
Willi Bock