Fünf Jahre Haft weil er 865000 Euro erpresst hat

In einem Chat gibt er sich als Jugendlicher aus, der einen Vormund sucht. Später gaukelt er seinem arglosen Opfer vor, Oberstaatsanwalt zu sein und erpresst den Mann. Der Schaden insgesamt: 865 000 Euro. Nun muss der 29-jährige Täter hinter Gitter.
München - Wegen Erpressung und Betrugs eines doppelt so alten Mannes im Internet ist ein vorbestrafter 29-Jähriger vom Münchner Landgericht zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte habe sich die Naivität des Mannes und dessen „Sehnsucht nach Zuneigung“ zunutze gemacht, um ihm insgesamt 865 000 Euro abzunehmen, begründete der Vorsitzende Richter am Donnerstag das Urteil.
Täter und Opfer lernten sich in einem Chatroom kennen, wo sich der Angeklagte als 15-Jähriger auf der Suche nach einem Vormund ausgab. In der Hoffnung auf eine Sorgerechtsübertragung und sogar auf eine Adoption zahlte der vereinsamte ältere Mann laut Urteil zunächst 125 000 Euro. Später gab sich der 29-Jährige als Oberstaatsanwalt aus und erpresste zweimal sechsstellige Summen von seinem Opfer – mit der Drohung, dessen homosexuelle Neigungen durch Veröffentlichung verfänglicher Telefonate und Bilder bekanntzumachen.
Der knapp 60 Jahre alte Mann musste eines seiner beiden Häuser verkaufen und das zweite belasten, um den Forderungen nachkommen zu können. Er habe „jeglichen Verstand ausgeschaltet“, sagte die Verteidigung. Der Vorsitzende Richter erwiderte in der Urteilsbegründung: „Der Angeklagte hat ihm den ausgeschaltet.“
Bei dem Täter wurden 20 000 Euro und ein bar bezahlter Luxuswagen im Wert von 144 000 Euro sichergestellt. Die überwiegende Beute blieb verschwunden. Er habe sie schlicht „verprasst“, sagte der 29-Jährige. Er hatte das Geld unter anderem für drei Autos, einen großen Fernseher, teure Kameras und Flüge ausgegeben.
Zugunsten des Angeklagten wurden beim Strafmaß sein Geständnis und seine harte Kindheit berücksichtigt. Die alkoholsüchtigen Eltern hätten den Sohn früh zum Stehlen angeleitet und damit den Grundstein für seine kriminelle Entwicklung gelegt.
Sein Opfer hatte sich am Ende einem Nachbarn anvertraut und auf dessen Rat hin die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. „Der Mann war emotional und finanziell am Ende“, hatte der Ermittlungsbeamte im Prozess ausgesagt. Er habe bis zuletzt an die Existenz des Oberstaatsanwalts geglaubt. „Ihm war schwer zu vermitteln, dass er von A bis Z auf Lügengeschichten hereingefallen ist.“