"Verwechselt das Schwimmbecken mit einem Kasernenhof": Warum ein Bademeister das Dantebad verließ

Beim Dantebad denkt man an Sommer, Spaß und Sport, doch herrschte dort schon mal ein rauer Umgangston. Das änderte sich mit einem Aufstand der Badegäste — eine Geschichte aus der AZ von vor genau 50 Jahren.
Felix Müller
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Ein Bild aus dem Dantebad aus den frühen Siebzigern — unwahrscheinlich, dass die gut gelaunte Dame gerade mit dem berüchtigten Bademeister zu tun hat.
Ein Bild aus dem Dantebad aus den frühen Siebzigern — unwahrscheinlich, dass die gut gelaunte Dame gerade mit dem berüchtigten Bademeister zu tun hat. © Archiv

Gern — "Im Münchner Dantebad riskieren die Badegäste bisher, außer einem erfrischenden Bad auch eine kalte Dusche abzubekommen." So beginnt ein Text im Lokalteil der AZ am 21. August 1974, genau heute vor 50 Jahren. "Denn ein Bademeister verwechselt dort das Schwimmbecken desöfteren mit einem Kasernenhof."

Am Beckenrand herrsche ein sehr rauer Ton, notiert der AZ-Reporter. "Schleichts euch!" und "Depp, damischer!" seien hier oft gehörte Worte gewesen. Das berichtet Student Wilfried Schmidt (27) über Bademeister Hans-Dieter A. (28).

Aufstand gegen Bademeister: "Die Badegäste hätten auch zurückstecken können"

Nun wurde es dem Studenten und anderen AZ-Lesern zu viel. Mit einer Unterschriftenaktion wehrten sie sich gegen den Bademeister – mit Erfolg. "Bademeister kapituliert vor empörten AZ-Lesern", lautet die Überschrift des Artikels vom 21. August 1974. "Ich bin zwar im Recht", betont der Bademeister selbst. "Aber glauben tut mir doch niemand. Also gehe ich lieber selbst..."

Eskalation einer Debatte, die aus der Sicht von 2024 bizarr erscheint. Erst vor ein paar Wochen hat der aktuelle Badmanager des Dantebads in der AZ gesagt: "Wenn man Menschen nicht mögen würde, dürfte man den Job nicht machen."

1974 aber geht es offenbar eine ganze Weile gut — bis der Feldwebel vom Beckenrand doch noch über seinen derben Umgangston stolpert.

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Der Leiter des Bades, Albert Langmeier, scheint die Nachricht von der Kündigung übrigens etwas betrübt aufzunehmen. "Wo man doch kaum Personal bekommt!", ruft er und sagt: "Die Badegäste hätten auch ein bisschen zurückstecken können."

Er befürchtet nun gar Konsequenzen fürs Badangebot. "Gut möglich, dass im kommenden Jahr wegen Personalmangels das Stadionbecken oft nur für Vereine geöffnet werden könnte..."

Der Direktor der Bäderverwaltung, Hans Müller, sorgt sich hingegen auch 1974 nicht. "Um den Posten als Bademeister bewerben sich viele Münchner", sagt er lässig. "Einen Nachfolger können wir leicht finden."

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8 Kommentare
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  • muc_original_nicht_Plagiat! am 22.08.2024 06:32 Uhr / Bewertung:

    Es war damals eine Frage von Respekt. Respekt vor entsprechenden Vorschriften, Umgangsanweisungen, Ansagen, die natürlich schon in einem sehr scharfen Ton gemacht worden sind ... ja klar, auch meine Erinnerungen sind ziemlich identisch zu denen, die hier schreiben.
    der Bademeister(innen gab es damals sehr selten, in meiner Erinnerung keine einzige) war eine Respektperson. Wenn ich mal versucht habe, die kalte Dusche zu vermeiden, ohne die man nicht ans Becken gekommen wäre, und zurückgepfiffen wurde, dann war ich ganz klein mit Hut und fühlte mich ertappt. Aber es herrschte eine gewisse Ordnung.
    Kann jeder ja gerne mal mit der heutigen Zeit vergleichen - und wird die Unterschiede feststellen, den Umgang untereinander an solchen Orten betreffend.

  • AufmerksamerBürger am 21.08.2024 20:59 Uhr / Bewertung:

    Security gab es damals noch nicht, man konnte sich mit allen Badegästen verständigen und musste sich nicht freuen, wenn man nicht im oder vor dem Schwimmbad zusammengeschlagen wurde.

    Jüngere Menschen wollen einem das kaum glauben, darum ist es gut, wenn in der Abendzeitung über diese vergangene Epoche berichtet wird.

  • Boandl_kramer am 21.08.2024 19:49 Uhr / Bewertung:

    Waren das noch Zeiten. Heute würde der Bademeister wohl von 10 bis 20 "Männern" vermöbelt werden, wenn er was sagt. Und hätte dabei noch Glück gehabt, denn draußen wäre er gemesssert worden.

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