Frust im Job: Informatiker drohen Siemens & Co.
MÜNCHEN Frust im Job bringen Fachinformatiker Aysad K. (32) und Kollege Christian N. (42) vor das Münchner Landgericht. Die Vorwürfe: versuchte Erpressung und Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz.
„Die Stimmung am Arbeitsplatz ist bei mir auf dem Tiefpunkt gewesen. Chefs, die sich für jemand einsetzen, werden gefeuert. Ich bettle, dass sie mich rauswerfen. Sie machen es aber nicht. Ich kann nicht kündigen, weil ich drei Monate kein Arbeitlosengeld bekomme“, sagt der Angeklagte Aysad K. über seine damalige Motivlage.
Ähnlich fühlt sich auch sein Komplize. Aysad K. und Christian N. sind ab Februar 2012 bei der Firma Atos in München tätig. Zu den Kunden zählen Siemens, Allianz, Bayer, TeamBank und Carl Zeiss. Bei „Atos“ werden sensible und geheime Daten der Unternehmen gespeichert. Später wechseln sie nach Berlin als so genannte „Helpdesk“-Mitarbeiter.
Sie beraten und helfen den Mitarbeitern der Atos-Kunden, wenn technische Probleme am PC auftreten. So haben sie Zugriff auf alle Daten. Immer wieder kommt es vor, dass eine Sicherheitslücke auftritt. „Ich habe schon mal eine aufgedeckt. Die gute Arbeit ist ,Atos’ nur 400 Euro wert gewesen“, sagt Aysad K.
Im Sommer 2013 wandeln K. und N. ihre Wut auf dem Arbeitgeber in kriminelle Energie um. In einer E-Mail geben sie bekannt: „Wir sind im Besitz von über 20 GB Daten von ihnen und ihren Kunden. Darunter sind alle Personenbezogene Login-Daten aller Mitarbeiter.
Zahlen sie bis zum 30. Juni fünf Millionen Euro auf folgendes Konto (...) Der Schaden bei einer Veröffentlichung oder Unterrichtung ihrer Mandanten wäre bedeutend teurer für sie.“ Atos reagiert richtig, schaltet sofort die Polizei ein. Eine Zahlung erfolgt nicht.
Deshalb erpressen die Täter auch die Atos-Kunden: fünf Millionen Euro wollen sie von Siemens, 2,5 Millionen von Bayer und Allianz, 2,75 Millionen von Carl Zeiss und 1,25 Millionen von TeamBank. Mit Hochdruck versuchen Computer-Spezialisten von Polizei und Atos, die Erpresser aufzuspüren.
Am 28. Juni werden sie festgenommen. Aysad K. sei es nur darauf angekommen, der Firma einen Warnschuss zu geben. Komplize N., der Schulden aus einer früheren Selbständigkeit hat, habe gedacht, dass Geld fließt.
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