Früh auf der Piste
Von Bill Moeller*
Meine Frau Nancy und ich sind erst seit ein paar Wochen in München, aber wir fühlen uns hier schon sehr wohl. Ich hatte allerdings noch nicht viel Freizeit: Am Anfang waren wir sehr beschäftigt mit dem Oktoberfest. Wir haben amerikanische Gäste begrüßt und bayerische Kontakte geknüpft, sie im Dirndl, ich in Lederhosen.
In den Wochen vor der Präsidentenwahl in Amerika Anfang November gab es viele Interview- sowie Redeanfragen und dann die Wahlparty im Amerikahaus. Nun wird es allmählich entspannter.
Das vergangene Wochenende hatte es jedoch in sich: Ich musste mein Privatauto in Bremerhaven abholen und hatte einen Platz im Liegewagen reserviert. Ein alter Mann in meinem Abteil hat nun aber die ganze Nacht geschnarcht – und ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Erfahrung wiederholen möchte.
Das Schöne an Bayern ist, dass es hier an jedem Wochenende eine organisierte Wanderung des Volkssportverbandes gibt. Neulich sind wir ab Feldkirchen zehn Kilometer weit gelaufen. Danach haben wir noch auf der Trabrennbahn in Daglfing vorbeigeschaut, ohne zu wetten freilich: Wir kennen die Pferde ja noch nicht.
In Daglfing hat meine Frau auch den Antikflohmarkt entdeckt. Sie liebt Trödelmärkte, und wenn am Wochenende ihre Cousinen aus den Vereinigten Staaten anreisen, werden sie alle zusammen losziehen, um nach Hummel-Figuren zu suchen. Nancy sammelt die nämlich.
Wir planen aber auch einen Tag in Salzburg mit unseren Gästen. Mit dem Bayernticket kommt man ja sehr bequem hin.
Ich fahre im Winter unheimlich gerne Ski und freue mich aufs Brauneck. In den Achtzigerjahren war ich in Bad Tölz stationiert und durfte die Pisten als Soldat kostenlos nutzen. Ich war jeden Samstag in der Früh schon dort, denn am schönsten ist es, wenn die Münchner noch nicht da sind.
Was mir in Deutschland sehr gut gefällt, sind die Weihnachtsmärkte. Alleine hier in München soll es zehn bis 15 schöne geben, etwa am Chinesischen Turm oder der Mittelalter-Markt hier auf dem Wittelsbacherplatz. Mir geht es dabei um die vorweihnachtliche Atmosphäre, meine Frau kauft lieber ein. So wird es wohl auch sein, wenn wir bald den Weihnachtsmarkt in der Westernstadt Pullman City in Eging am See besuchen.
Wir nutzen unser Wochenende auch, um mit unseren Kindern in Virginia zu skypen. Einer unserer Söhne ist 18 Jahre alt und hat erst angefangen zu studieren. Wir hatten etwas Bedenken, ihn alleine zu lassen, aber seine Schwester wohnt nur eineinhalb Stunden von ihm entfernt.
So oft es geht, machen wir auch einen Spaziergang durch den Englischen Garten. Und im Frühjahr werden wir auch wieder aufs Rad steigen. Weil München so eine gute Infrastruktur hat, waren wir in den vergangenen zwei Monaten mehr mit dem Rad unterwegs als in den USA in zwei Jahren.
* Bill Moeller (50) ist seit September Generalkonsul in München. Er lebt mit seiner Frau Nancy (50) und seinem Sohn Matthew (16) in Bogenhausen.
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