Frischer Wind für die Schreiber-Gilde
Turmschreiber stellen sich neu auf – mit Otti Fischer, Friedrich Ani und Konstantin Wecker
München - Häuslich und leutunselig – so beschreibt sich der Schriftsteller Friedrich Ani. Kein Typ für Vereine. Glück für ihn, dass die Münchner Turmschreiber kein eingetragener Verein sind. Der Autor ist da nämlich jetzt dabei – als einer der neu Berufenen.
Ein verstaubtes Image haftet den Turmschreibern immer noch an, das weiß auch Konstantin Wecker: „Ich dachte, das wäre ein konservativer Haufen, da kommt man als Linksaußen ned rein.“ Kommt man offenbar doch: Der Liedermacher passt ganz gut dazu, auch weil er, wie Wecker sagt, ein „alter und begeisterter Münchner“ ist.
Bewerben kann man sich übrigens nicht – die Turmschreiber schicken eine Einladung. Dafür bleibt man dann auf Lebenszeit Mitglied. Wobei es von dieser Regel Ausnahmen gibt: Den Mundartdichter Helmut Zöpfl haben die Turmschreiber kürzlich rausgeworfen. Der Grund: Er war gegen den neuen Kurs der Schriftsteller-Vereinigung.
Literatur ist für die Turmschreiber ein weit gefasster Begriff: Unter ihnen finden sich Kabarettisten wie seit neuestem Otti Fischer und Christian Springer. Auch der Leiter des Münchner Stadtarchivs Michael Stephan ist jetzt dabei.
Seit zehn Jahren sind auch Frauen zugelassen, wie die Drehbuchautorin Karin Michalke vom „Räuber Kneißl“, die auch Romane schreibt. Mit 35 Jahren ist sie die Jüngste unter den Turmschreibern.
Nachwuchsprobleme gibt es, weil man erst etabliert sein muss, um berufen zu werden. Jetzt wollen die Münchner Turmschreiber einen Neuanfang wagen. Mit neuen Gesichtern und viel frischem Wind sollen Lesungen und Veröffentlichungen für Aufmerksamkeit sorgen.
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