Fresskörbe, Kita-Plätze und Fahrzuschuss

37,2 Millionen lässt sich die Stadt diese Extras kosten, die vor allem unteren und mittleren Einkommen zugute kommen.
Julia Lenders |
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Wie ein Rathaus-Reporter dabei sein, wenn der Stadtrat debattiert.
ho Wie ein Rathaus-Reporter dabei sein, wenn der Stadtrat debattiert.

München - Mit rund 32 000 Beschäftigten ist die Stadt einer der größten Arbeitgeber Münchens – und definitiv kein schlechter. Davon zeugen auch eine Reihe freiwilliger Leistungen, die die Stadt ihren Mitarbeitern gewährt. 33 solcher Posten hat das Personalreferat in einer aktuellen Beschlussvorlage für den Stadtrat aufgelistet. 37,2 Millionen Euro ließ sich die Kommune die Zuckerl für ihre Beschäftigten im vorigen Jahr kosten.

Den größten Batzen bei dieser Summe macht die München-Zulage aus, die derzeit bei 112,45 Euro liegt und noch durch einen Kinderbetrag ergänzt werden kann. Allein die Auslagen dafür schlugen zuletzt mit insgesamt 19,9 Millionen Euro zu Buche. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer, teilweise überraschender Extras. Ein paar Beispiele (siehe auch Tabelle):

- In Notfällen können Stadträte, Beamte oder Tarifbeschäftigte ihre Kinder an bis zu 20 Betreuungstagen in die Altstadt-Kinderstube bringen, um weiter in die Arbeit oder zu Fortbildungen gehen zu können. 50 000 Euro wurden dafür im vorigen Jahr fällig.

- Wer in einer unteren oder mittleren Einkommensgruppe beschäftigt ist, erhält mitunter einen Fahrkostenzuschuss für seinen Arbeitsweg: Das geht von 8 bis 65 Euro im Monat. 2012 kostete diese Finanzspritze insgesamt 634 000 Euro.

- Zwar gibt es keine verbilligten Wohnungen für städtische Beschäftigte. Die Stadt ist aber darum bemüht, ihnen zügiger eine Bleibe zu vermitteln. Dafür setzte sie zuletzt – zumindest rechnerisch betrachtet – fünf Vollzeit-Dienstkräfte und damit 225 000 Euro ein. Noch nicht abschließend entschieden ist die Frage, wie es mit den Weihnachtspackerln weitergeht.

- Vor genau 50 Jahren ist eingeführt worden, dass Stadt-Beschäftigte, die an Weihnachten arbeiten, als Anerkennung ein Fresspaket erhalten. Dessen Wert stieg im Laufe der Jahrzehnte von neun Mark auf 25 Euro. Darin zu finden sind zum Beispiel Marzipanstollen, Kaffee, Tee, Schokolade oder Olivenöl.

Jetzt hat das Personalreferat den Stadträten vorgeschlagen, die Packerl abzuschaffen und stattdessen Warengutscheine auszugeben. Nur heuer sollte alles noch beim Alten bleiben, befand die Behörde. Denn jetzt, drei Monate vor Weihnachten, seien die Vorbereitungsarbeiten bereits im fortgeschrittenen Stadium.

Die rot-grüne Stadtratsmehrheit im Verwaltungsausschuss wollte davon aber nichts hören. Schon heuer, so setzte sie mittels Änderungsantrag durch, sollten lieber Gutscheine ausgegeben werden – und zwar in Höhe von 35 (und nicht wie bisher 25) Euro.

„Die Gutscheine sollen möglichst universell einsetzbar sein“, findet SPD-Stadtrat Christian Amlong. Die Beschäftigten sollten selbst entscheiden können, ob sie lieber in einen Buchladen oder ein Kaufhaus gehen möchten. „Es ist noch unklar, wie das umgesetzt werden kann“, räumt er allerdings ein. Jetzt muss die Vollversammlung noch ihren Segen geben.

- Bemerkenswert sind auch zwei freiwillige Leistungen, die nicht extra aufgelistet wurden, weil sie unter 10 000 Euro kosteten – auf deren Existenz man als Nicht-Stadtbeschäftigter aber wohl nie gekommen wäre. So gewährt die Stadt „Sozialtarife (MVV, Gas/Strom) für politisch und rassistisch verfolgte ehemalige städtische Dienstkräfte“. Außerdem bietet sie „unverzinsliche Darlehen in unverschuldeten wirtschaftlichen Notlagen sowie bei Umzug, Eheschließung oder eingetragener Lebenspartnerschaft“ an.

Warum das alles? SPD-Stadträtin Irene Schmitt erklärt: „Die attraktiven Zusatzleistungen kommen vor allem Beschäftigten mit geringem und mittlerem Verdienst zugute.“ Deshalb schreibt Münchens Personalreferent Thomas Böhle in seiner Zusammenfassung für die Stadträte auch: „Damit wird die Stadt München insbesondere ihrem Anspruch als soziale Arbeitgeberin gerecht.“

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