"Freistaat im Bettlergewand"
MÜNCHEN - Unten qualmte es mal wieder, weil es einen Oberleitungsschaden gab – die S-Bahn blieb wieder mal in der Röhre stecken. Und oben qualmte es im Rathaus wieder heftig, weil Münchens CSU-Chef Ludwig Spaenle und OB Christian Ude über die zweite Stammstrecke stritten.
Am Nachmittag kam auch noch Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) ins Rathaus. Dabei hatte die CSU sogar behauptet: Ude weigere sich, mit dem Land zu reden. Es ist Landtagswahlkampf.
Außer heißer Luft kam nichts dabei heraus: Weder, ob die Röhre jetzt definitiv nicht gebaut wird. Noch, wann die seit 15 Jahren von der CSU versprochene Röhre kommt. Jetzt heißt es: Eine Entscheidung müsse bis März fallen. Wieder ein neuer Termin.
Ude wiederholt die Forderung: Die Bahn solle sich an der Finanzierung der zweiten Röhre beteiligen, schließlich verdiene sie auch daran.
Die CSU steckt dabei in einer Zwickmühle: Sie propagiert die Röhre –und hat jetzt nicht genug Geld. Um aus dem Dilemma herauszukommen, will der Freistaat (er ist für die S-Bahn zuständig!), dass sich München mit 350 Millionen Euro am Bau des zwei-Milliarden-Euro-Projekts beteiligt. Mit einer „Vorfinanzierung“, wie es heißt, weil auch der Bund kein Geld hat.
Ude fragt: Ist es denn sicher, dass die Stadt das Geld nachher zurück bekommt? „So ist noch kein Bundesland im Bettlergewand vor eine Rathaustür getreten“, höhnte Ude: „Das Vorgehen ist so dreist, den schwarzen Peter weiterzugeben.“ Er sei nicht der Totengräber der 2. Röhre – das sei ein Problem von Bund und Land.