Freimann: Kommen hier bald Luxuswohnungen hin?
München - An der Freisinger Landstraße gehören ihnen ein Golfplatz und drei Tennisplätze – der Turnerschaft Jahn, einem der größten Münchner Sportvereine (5.400 Mitglieder). Seit vier Jahren will der Verein den Großteil seines 26.000 Quadratmeter großen Geländes mit der urigen Gaststätte "Sakrisch Guad" in Freimann verkaufen.
Immerhin: Das Grün soll bleiben, heißt es in Freimann
In Freimann kritisieren jetzt viele, dass die Stadt München den Kauf des attraktiven Geländes verschleppt und verschlafen hat. Bereits vor drei Jahren hat die Stadt den Kauf abgelehnt. Nun schlägt Horst Engler-Hamm von den Freien Wählern im Münchner Norden Alarm. "Es ist ein Verbrechen, was hier passiert", findet er.
Denn nach dem "Nein" der Stadt will ein privater Investor zuschlagen. Die große Immobiliengesellschaft Bayerische Hausbau will auf der ökologisch wertlosen Golfwiese neue Wohnungen bauen.
"Das ist gut, denn die brauchen wir. Der Turnverein hatte der Stadt das Gelände günstig angeboten, doch die hat leider abgelehnt", weiß Petra Lederer-Piloty (SPD) aus dem Bezirksausschuss (BA): "Wir hätten uns gewünscht, dass die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag hier günstige Wohnungen baut", sagt die Leiterin des Unterausschusses Stadtplanung.
Stadt baut nicht - wegen der Frischluftzufuhr
Ein Grund dafür, dass die Stadt das nicht tut, ist offenbar die Frischluftzufuhr. Denn das große Sportgelände gehört zum Landschaftsschutzgebiet Hirschau und Obere Isarau. "Die Fläche ist bioklimatisch von sehr hoher Bedeutung, da sie im regionalen Grünzug Isartal liegt", heißt es dazu in einem Gutachten der Stadt. Inzwischen ist klar, dass an der Heidemannstraße eine geeignete "Frischluftschneise" bleiben kann, selbst wenn hier 250 neue Wohnungen entstehen. Auf AZ-Nachfrage heißt es aus dem zuständigen Kommunalreferat, 2014 habe man beim städtischen Grundstücksmanagement eine "Bedarfsabfrage" gemacht, "die zum damaligen Zeitpunkt negativ ausfiel". Die Stadt kaufte also nicht.
"Es ist eine Katastrophe, wenn jetzt alles zugebaut wird", wettert der Schwabinger Horst Engler-Hamm trotzdem gegenüber der AZ. Im Stadtteilparlament hat der Mann von den Freien Wählern vergeblich für den Erhalt der großen grünen Freizeitfläche gestimmt: "Das ist eine schöne Anlage mit alten Bäumen. Es ist ein Jammer, wenn der Biergarten mit dem Kinderspielplatz und die Tennisplätze hier verschwinden."
Der pensionierte Zahnarzt kritisiert, dass als Investor die Hausbau im Gespräch ist, die auf dem Nockherberg Luxuswohnungen baut: "Das mit den Reichenwohnungen darf sich nicht wiederholen. Wenn es schon sein muss, dann soll lieber die Stadt hier Sozialwohnungen bauen." Petra Lederer-Piloty weist darauf hin, dass – wie in München üblich, die Hausbau auch hier 30 Prozent geförderte Wohnungen errichten müsste.
Luxuswohnungsbauer von der Au soll Zuschlag erhalten
Im BA geht man fest davon aus, dass die Hausbau den Zuschlag erhält. Das Unternehmen selbst teilt auf AZ-Anfrage mit, man äußere sich grundsätzlich nicht öffentlich zu "etwaigen Kaufabsichten".
Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann stimmte am 17. Oktober 2017 für die Entwicklung des Geländes als Wohngebiet. Werner Gawlik (64), Vereinsvorstand der Turnerschaft Jahn freut das: "Sportlich wird das Grundstück inzwischen wenig genutzt. Wir behalten ein Stück und bauen für den Verein und die zukünftigen Bewohner eine neue Dreifachturnhalle. Ich finde, es wertet die Gegend auf, wenn hier auch gewohnt werden kann." Die alten Kastanienbäume an der Freisinger Landstraße und das viele Grün am Garchinger Mühlbach sollen übrigens bleiben.
Vor sechs Wochen habe ihn die Stadt wegen des Geländes zuletzt kontaktiert, sagt Gawlik. Im Frühjahr stimmt der Stadtrat über die Zukunft des Areals ab.
Wann könnte am Garchinger Mühlbach erster Spatenstich sein? "In ein oder zwei Jahren", vermutet Bauexpertin Petra Lederer-Piloty: "Ein privater Investor kann Dampf machen!"
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