Freiheit für den Klang

Musik ohne Grenzen: Das Jazzfest in der Freiheizhalle läuft bis zum Sonntag.
von  Abendzeitung
Philipp Weiss kombiniert Jazz mit folkigen Elementen. Am Freitag ab 23 Uhr spielt er in der Freiheizhalle.
Philipp Weiss kombiniert Jazz mit folkigen Elementen. Am Freitag ab 23 Uhr spielt er in der Freiheizhalle. © Veranstalter

Musik ohne Grenzen: Das Jazzfest in der Freiheizhalle läuft bis zum Sonntag.

Das Fremde, das Andere, das Eigene" – dieses Motto, das die Macher der Jazzmusiker Initiative München (J.I.M.) über das Programm ihres Festivals gestellt haben, könnte auch für die Anfänge des Jazz stehen, als die Rhythmen afrikanischer Sklaven, afroamerikanische Worksongs, Spirituals, Blues, europäisches Harmonie-Empfinden, Marschmusik und kreolische Volkslieder am Congo Square in New Orleans auf wundersame Weise zusammen fanden. Im Zeitraum von gut hundert Jahren hat sich der Jazz immer wieder neu erfunden und überlebt, weil er stets bereits war, sich auf noch unbekanntes Terrain vor zu bewegen, weil er sich für neue Einflüsse öffnete und keine Berührungsängste zeigte.

Die Musiker, die nun an vier Tagen in der Freiheizhalle einheizen, wurden im Vorfeld des Festivals, das der BR mitschneidet, gebeten, sich auf Themen wie Migration und Integration einzulassen. Schon am heutigen „Label Day“, der heuer zum zweiten Mal von der in München ansässigen, international renommierten Firma enja records bestritten wird, kann sich zeigen, wie anpassungsfähig der Jazz mit seinen Grundeigenschaften ist.

Beim Duo des Gitarristen Luis Borda und des Oudspielers Roman Bunka tut der Jazz sich mit Tango und orientalischen Einflüssen zusammen, bei Boi Akih lässt er sich mit indonesischen Weisen ein und im „Samba Tzigane“-Projekt des Trompeters Dusko Goykovich trifft er auf brasilianische Leichtigkeit und das Temperament der Gypsy-Musik.

Bei zwei Konzerten des Jazzfests, das bereits die 19. Ausgabe feiert und künstlerische Partnerschaften mit Berlin, Stuttgart und Frankfurt eingeht, werden Brücken zwischen den kosmopolitisch geprägten Städten Paris und München geschlagen. Auch wenn wir von höchster politischer Ebene mitgeteilt bekommen, dass das multikulturelle Experiment gescheitert sei, mögen die Auftritte von Das Rote Gras am Freitag und des in Frankreich lebenden, mit maghrebinischen Wurzeln gesegneten Pianisten Jean-Marie Machado am Samstag belegen, dass diese Einschätzung falsch ist.

Wie am Freitag der Crooner Philipp Weiss, das Tandem der Harfenistin Kathrin Pechlof und des Bassisten Sava Medan, der Pianist Werner Klausnitzer, der im Duo mit sich selbst spielt, am Samstag Two Duos To Do (Wienert/ Wegele & Goodman/ Geisse), The River und am Sonntag das Vagant Trio, Eternal Quest und Jazzpoesie mit Migration und Integration umgehen, wird mit Spannung erwartet. und der Hoffnung, dass am Ende nicht mehr auseinander dividiert werden muss, was „das Fremde, das Andere, das Eigene“ ist.

Ssirus W. Pakzad

Jazz Fest München, 23. - 26. Oktober, jeweils 20 Uhr, Freiheizhalle, Rainer-Werner-Fassbinder-Platz 2, Eintr.: 22, erm. 15 Euro an der Abendkasse, www.jazzfestmuenchen.de

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