Freies Leben für Musik

Der 28-jährige Musiker ist derzeit der Frontmann der Band „Elektrik Kezy Mezy“ und tritt solo auf. Vor drei Jahren gründete er das Indie-Label „Flowerstreet Records“.
Von Amadeus Gregor BöhmFür einen Rockmusiker bin ich ziemlich spießig: Ich gehe früh ins Bett und stehe jeden Morgen um 7 Uhr auf. Unter der Woche bin ich viel mit Promotion und Management beschäftigt. Gerade haben wir bei Flowerstreet Records sechs Bands unter Vertrag. Das Label habe ich damals nach der Straße, in der ich wohne, benannt, der Blumenstraße.
Gerade suche ich mit meiner Freundin eine Wohnung, irgendwo im Münchner Westen. Aber das ist echt schwierig. Meinen Beruf erwähne ich bei Besichtigungen lieber erst gar nicht.
Musik ist für mich keine Arbeit, meine Philosophie ist, eher in Richtung Hobby zum Beruf machen und darin voll aufgehen. Im Kopf trenne ich zwischen administrativer Arbeit für das Label und Musik machen. In jeder freier Minute greife ich zur Gitarre, spiele oder schreibe Songs.
Am Freitag nach der Arbeit für das Label habe ich erstmal meine zwei lieben Gitarrenschüler. Früher habe ich mehr Unterricht gegeben, ich mach’s sehr gern, aber ich komme einfach nicht mehr dazu.
Nach der Stunde geht es direkt ins Feierwerk: Dort organisieren wir „Highlight“, eine Plattform für junge Bands. Vor ein paar Jahren war es für unbekannte Künstler beinah unmöglich, in München aufzutreten. Wir haben zwei Veranstaltungen im Monat, Highlight und die „Stage Time“ im Sunny Red, auf der sie sich austoben können.
Ich persönlich entdecke lieber Rohdiamanten, als auf große Konzerte zu gehen. Am Freitag haben wir „Same Same Here“ da, die machen gitarrenlastigen Pop und releasen ihre neue CD: „Planet Ersag“, die eher in Richtung Einstürzende Neubauten gehen, punkig mit rauem Gesang. Den Songwriter Maximilian Wagner und eine Band namens „Unter The Tree“. Wir sind insgesamt mit etwa 200 Münchner Bands vernetzt.
Nach dem Highlight werden es die Jungs vielleicht schaffen, mich mit ins Atomic Café in der Neuturmstraße zu schleifen. Ich gehe nicht besonders viel aus. Wenn, dann neben dem Atomic noch ins 59:1 oder ins Cord in der Sonnenstraße. Ich mag die Musik dort. Es bleibt aber bei ein, zwei Bier.
Ich behalte gern einen klaren Kopf. Am Samstag bin ich erst mit unserem Mädels-Du Tuó im Tonstudio, wir produzieren gerade ihr Album. Abends steigt unsere „Come Together“-Party im 59:1. Da werden wir spielen, das wird sicher super. Es sind mehrere Mitglieder von verschiedensten Bands da, auf der Bühne sind die Instrumente aufgebaut – dann wird einfach gejammt. Wenn das Konzert vorbei ist, habe ich eine persönliche Premiere: Ich lege auf, mit Jonas von unserem Label. Das habe ich vorher noch nie gemacht.
Sonntags gehe ich gern ins Kino, ich schaue eigentlich alles an, was so läuft. Und vielleicht gehe ich Essen – die Pizzeria Grano ist ein süßer kleiner Italiener am Sebastiansplatz. Und ich liebe indisch. Ich bin nicht jemand, der immer in die gleichen Lokale geht, aber das Swagat am Prinzregentenplatz ist sehr empfehlenswert und das Bombay Tandoori in der Rosenheimer Straße ist der zweitbeste Inder, würde ich sagen.
Einmal am Wochenende nehme ich mir die Zeit zu malen. Nach dem Abi habe ich kurz von der Porträtmalerei gelebt, jetzt habe ich wieder angefangen. Aber abstrakter als früher. Eigentlich habe ich alles gemacht, womit man Eltern in den Wahnsinn treiben kann. Ich hatte zwar die Aufnahmeprüfung für Musikpädagogik bestanden, bin aber nie wieder hingegangen. Ich wollte immer so frei wie möglich Musik machen. Heute finden meine Eltern das gut – sie kommen zu fast jedem Konzert.