Freie Fahrt für Maibaumdiebe

Wer ein Zunftstangerl klaut, darf ganz legal auf öffentlichen Straßen fahren. Sagt das Ministerium. Eine gute Nachricht für Poings erfolgreiche Baumdiebe
von  M Merz
Auch heuer wird in vielen Gemeinden wieder ein Maibaum aufgestellt. Wenn er denn rechtzeitig ausgelöst wurde
Auch heuer wird in vielen Gemeinden wieder ein Maibaum aufgestellt. Wenn er denn rechtzeitig ausgelöst wurde © dpa

München - Maibaumbesitzer: aufpassen! Nicht einmal um Schleichwege müssen sich Maibaumdiebe bemühen. Wer ein gestohlenes Zunftstangerl abtransportieren will, darf dazu mit seinem Traktor ganz legal auf öffentlichen Straßen fahren. Das ist jetzt offiziell.

Auf SPD-Anfrage hat nämlich das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft geantwortet, dass Maibaumdiebe ihre Beute auch auf öffentlichen Straßen wegfahren dürfen, „sofern die zulässigen Abmessungen, Achslasten und Gesamtgewichte eingehalten werden und die Ladung ausreichend gesichert ist“.

Das Ministerium lege den Brauchtumsbegriff grundsätzlich weit aus, heißt es in der Antwort auf die Anfrage des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD, Harald Güller. In Unterbrunn (Kreis Starnberg) wird man das gerne hören.

Denn wenn’s ums Klauen von Maibäumen geht, sind die Burschen aus Unterbrunn nicht zu schlagen. 59 Mal ist ihnen ein solcher Coup bereits gelungen. Aber auch in vielen anderen Gemeinden wird diese Tradition gepflegt. So haben heuer die Burschen aus Poing und Landsham gleich zwei Maibäume entwendet. Einen in Moosach und einen in Parsdorf-Hergolding. Wie ihnen das gelungen ist, will Sebastian Deutinger nicht verraten.

Ein paar Einblicke gibt der 3. Vorstand der Burschen aus Poing dann aber doch: „Wir waren insgesamt 40 Leute und haben gleich in der zweiten Nacht zugeschlagen." Mittlerweile ist der Maibaum wieder in Parsdorf-Hergolding angekommen. Für die Rückgabe gab es 250 Liter Bier und 80 Brotzeiten. Gefeiert, getrunken und gegessen wird gemeinsam.

Bei der Maibaumaufstellung am 4. Mai. „Als uns der Baum geklaut wurde, waren die Wachen einfach müde. Wir hatten ihn ja gerade erst zu uns gebracht", sagt Johann Zehetmayr. Der Vorsitzende der Maibaumfreunde Parsdorf-Hergolding zeigt sich durchaus erstaunt über den Coup der Poinger und Landshamer: „Das hat nicht mal zehn Minuten gedauert." Für einen 33-Meter-Baum wahrlich keine schlechte Leistung.

 

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