Freibäder noch dicht: Münchner Schwimmer ungeduldig

München - "Ich vermisse das Schwimmen! Körperlich und geistig“, klagt Daniela. Normalerweise geht sie mehrmals die Woche ins Schwimmbad, doch seit Mitte März ist damit Schluss. Corona. Wie in so vielen Bereichen. "Anfangs hatte ich viel Verständnis, doch jetzt merke ich, wie sehr mir das Wasser fehlt und wie abhängig ich vom Schwimmbad bin."
Daniela ist gesundheitlich angeschlagen, nach einer Reihe von Unfällen, zuletzt am Sprunggelenk, und Operationen ist das Schwimmen für sie der einzige Sport, der möglich ist. "Schwimmen und Wasser waren seit meiner Kindheit Glück. Es hat immer geholfen. Nach meinen Operationen habe ich die Tage gezählt, bis ich wieder ins Wasser darf. Im Wasser habe ich keine Schmerzen."
Münchner Schwimmer: So sehr fehlt ihnen das Freibad-Feeling
Damit ist sie nicht allein. Seit gut zwei Monaten sind die Schwimmbäder geschlossen, und noch ist das Wasser in den Seen für die meisten zu kalt. Deshalb merken diejenigen, die regelmäßig schwimmen, jetzt immer mehr, wie sehr ihnen das Wasser fehlt.
So auch Wolfgang: "Mir geht einfach das Eintauchen ins Wasser ab, die Wärme auf der Haut, wenn die Sonne scheint und die Feuchtigkeit, wenn es schlechtes Wetter ist. Die fließende Bewegung beim Kraulen und der Flow, wenn es gut geht", schwärmt er. Und fügt hinzu: "Für ältere Menschen – und da gehöre ich leider schon dazu – ist Schwimmen deshalb so wichtig, weil es den ganzen Körper beansprucht, aber nicht auf die Gelenke geht, selbst wenn es sportlich betrieben wird. Beim Laufen, Seilspringen, Radfahren ist das anders."
In Zeiten von "Social Distancing" wird vielen Münchnern schmerzlich bewusst, dass Schwimmen ein sozialer Sport ist: "Mir fehlen auch die kurzen Gespräche am Beckenrand." Denn das macht es in der Großstadt auch aus: anfangs anonyme Begegnungen mit Gleichgesinnten, die man über die Jahre immer besser kennt. Man grüßt sich, fragt nach dem Befinden – das ist für Alleinlebende eine wichtige soziale Interaktion.
Freibäder in Corona-Zeiten: So könnte es gehen
Und dabei gibt's ja Konzepte, wie das Schwimmen im Freibad auch in Corona-Zeiten möglich sein kann. Wichtig ist vor allem, dass man Abstand hält, doch das haben die Menschen inzwischen verinnerlicht.
Warteschlangen müssen vermieden werden, zum Beispiel mit online buchbaren Tickets – so wie beispielsweise für den Tierpark Hellabrunn. Um zu sehen, wie viele Besucher im Bad sind, könnten die Badegäste am Eingang eine Art Pfandmünze bekommen, die beim Verlassen wieder abgegeben wird. Sind keine Münzen mehr da, ist die Höchstanzahl erreicht – und der Rest muss warten.
Die Münchner Bäder der Stadtwerke überlegen sich indes auch, wie die Hygienebestimmungen umgesetzt werden können, wollen aber noch nichts Konkretes preisgeben. Das werden sie jedoch bald müssen.
Denn Ministerpräsident Markus Söder hat am Freitag beim virtuellen CSU-Parteitag angekündigt, dass die Freibäder in der zweiten Ferienwoche der bayerischen Pfingsferien wieder öffnen könnten. Vorbereitet auf die Sommersaison sei man, die Schließungszeit wurde für das "Auswintern", also das Herrichten der Bäder, genutzt, sagt eine Sprecherin.
Freibad-Öffnung: "Wir brauchen klare Vorgaben"
In den Bädern im Umland ist es ähnlich. Allen gemeinsam ist: "Wir brauchen klare Vorgaben und einen zeitlichen Vorlauf", fasst es Cornelia Scheyerl von den Stadtwerken Dachau zusammen.
Das Freibad in Unterhaching ist ebenfalls auf eine Öffnung vorbereitet, doch Michael Trautmann, Leiter des Sportamts, ist besorgt, wie sich die Vorgaben zur Begrenzung der Besucher umsetzen lassen. Außerdem lässt sich in einem Freibad der Besucherstrom besser lenken als an den Seen oder Flüssen.
Wenn der Sommer kommt, wollen die Menschen Erfrischung. Doch die heißen Sommertage sind für die Schwimmer Wolfgang und Daniela eh keine Option, sie wollen in Ruhe ihre Bahnen ziehen.
Schwimmen im Freibad: Vorteile für Jung und Alt
Ebenso wie sportliche Schwimmer. "Für uns Schwimmer ist doch der beste Freibadtag nicht der mit Eis, Pommes und 35 Grad auf der Liegewiese. Sondern ein typisch oberbayerischer weiß-blauer Sonne-Wolken-Regen-Tag und einem Becken mit ein paar Sportschwimmern, die einfach nur mal den Kopf frei kriegen wollen", gibt Jakob zu bedenken.
Er und seine Freundin Cecilia sind begeisterte Schwimmer, momentan radeln sie viel, um ihre Ausdauer zu erhalten. "Aber das Gefühl fürs Wasser, das fehlt“, gibt Cecilia zu bedenken. "Überhaupt wird immer viel über Gesundheit gesprochen, aber das Schwimmen fällt irgendwie raus. Das ist schade, es ist doch der beste Sport für Jung und Alt."
Auch Jakob vermisst seinen Lieblingssport: "Gerade im Homeoffice, wo ich keinen richtigen Schreibtischstuhl habe, schmerzt der Rücken – wie wohltuend wären jetzt ein paar Bahnen im Becken", seufzt der 31-Jährige. Und da ist er sicher nicht der Einzige.
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