Freddie Mercurys irre Münchner Party-Rechnung bei Sotheby's unter dem Hammer

Das Londoner Auktionshaus Sotheby's ist in diesen Tagen auffällig dekoriert. Ein riesiger Schnäuzer ziert den Eingang in der New Bond Street – überlebensgroß wie einer der berühmtesten Schnurrbartträger der Popgeschichte. Drinnen gibt die Ausstellung "Freddie Mercury – A World Of His Own" erstmals einen Einblick in das faszinierende Zuhause des 1991 gestorbenen Queen-Sängers. "Wir zeigen den öffentlichen Freddie und den privaten Freddie", resümiert Sotheby's-Vorstandsmitglied Franka Haiderer.
Nachlass von Freddie Mercury: Faszinierende Erinnerungsstücke bei Sotheby's
Vor einer Wand von silbernen und goldenen Schallplatten sind die Krone und der purpurrote Umhang aufgebahrt, die Freddie Mercury 1986 auf seiner letzten Konzerttournee mit Queen trug. Auf 1.600 Quadratmetern Ausstellungsfläche folgt ein Gang durch sein privates Heim, die Garden Lodge im Londoner Bezirk Kensington.

Mercurys Möbel, die Kunstsammlung, Andenken, seine extravagante Garderobe und handgeschriebene Notizen sind bis zur Auktion am 6. und 7. September bei Sotheby's zu sehen.
Freddie Mercury: Auf diesem Stutzflügel entstand "Bohemian Rhapsody"
Höhepunkt ist der Stutzflügel, auf dem Mercury Welthits wie "Bohemian Rhapsody" komponierte. Der Schätzwert liegt bei umgerechnet bis zu 3,5 Millionen Euro.

Das Yamaha G2 Baby Grand Piano hatte Mercury 1975 gekauft, als er mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Mary Austin, die auch nach der Trennung seine Vertraute blieb, noch in einer kleinen Londoner Wohnung lebte. Im selben Jahr toppten Queen mit der Single "Bohemian Rhapsody" und dem Album "A Night At The Opera" die britischen Charts.
Für den Entwurf von "Bohemian Rhapsody" wird bei der Auktion mehr als eine Million Euro erwartet
Queens größter Hit hieß ursprünglich anders, wie handgeschriebene Notizen belegen, die Mercury auf einen Notizblock der Fluggesellschaft British Midlands gekritzelt hatte. "Mongolian Rhapsody" steht auf dem ersten Entwurf, wobei "Mongolian" durchgestrichen wurde.

"Das wussten wir vorher nicht", sagt Gabriel Heaton, der bei Sotheby's einer der Rock-Spezialisten ist. "Freddie hat Entwürfe für fast alles, was er in den 1970er Jahren geschrieben hat, aufbewahrt", erzählt Heaton. Das dokumentiert die Entstehung von Klassikern wie "Killer Queen", "Don't Stop Me Now" oder "Somebody To Love". Allein für den Entwurf von "Bohemian Rhapsody" wird bei der Auktion mehr als eine Million Euro erwartet.
So wild feierte Freddie Mercury seinen 39. Geburtstag in einem Münchner Club
Faszinierend sind auch Outfits wie ein paillettenbesetzter Einteiler, den Mercury 1978 auf der "News Of The World"-Tour anhatte, die Lederweste aus dem Musikvideo zu "Radio Ga Ga" oder eine Jacke im Militärlook, die er auf der Feier zu seinem 39. Geburtstag trug. Szenen von der Kostümparty im Münchner Nachtclub "Old Mrs. Henderson" sind im Video zur Single "Living On My Own" zu sehen. Die Rechnung des Abends mit einer Auflistung aller Getränke – darunter rund 300 Flaschen Roederer Champagner – wird auch versteigert.

"Er war dann halt doch ein Rockstar", sagt Franka Haiderer von Sotheby's. Die über 1.400 ausgestellten Artikel zeigen aber noch eine Seite von Mercury, die der Öffentlichkeit bisher verborgen war. "Er war ein gebildeter, kunstaffiner Mensch", so Haiderer. "Er hat einen tollen Geschmack gehabt, eine Liebe zur Kunst, Liebe zum Detail, eine Riesenliebe für Japan."
Der Entertainer hatte in der Garden Lodge eigens ein Japan-Zimmer eingerichtet, das nur enge Vertraute betreten durften. Von mehreren Reisen in das Land brachte er Kimonos. Gemälde, Kunstdrucke, Möbelstücke, Geschirr und andere Utensilien mit. Sie zeugen von einer Leidenschaft für schöne und kostbare Dinge. "Wenn es ums Geld geht, bin ich ein hoffnungsloser Fall", wird Mercury im Begleitbuch zur Ausstellung zitiert. "Ich gebe einfach aus, was ich habe."
Mary Austin über die Auktion: "Freddie hätte es geliebt"
Freddie Mercury hatte Mary Austin seinen Besitz und sein Haus vermacht. Nach seinem Tod 1991 blieb alles mehr als 30 Jahre hinter den Mauern der Garden Lodge verborgen. "Ich hatte viele Jahre das Privileg, zwischen all den wunderbaren Dingen zu leben, die Freddie gesammelt und so geliebt hat", schreibt die 72-jährige Austin. Nun wolle sie dieses "besondere Kapitel meines Lebens" jedoch schließen.

Der Queen-Sänger begeisterte sich für Auktionen. Tatsächlich hatte er einige Artikel, die jetzt versteigert werden, selbst bei Sotheby's ersteigert. Mit Blick auf die Ausstellung und die Auktion ist sich Mary Austin deshalb sicher: "Freddie hätte es geliebt."