Frecher Bankräuber flieht mit S-Bahn

Erst flüchtete er zu Fuß, dann per Anhalter – und schließlich ist ein Bankräuber in Weßling vermutlich mit der S-Bahn Richtung München gefahren. Eine unglaublich dreiste, aber gängige Fluchtmethode.
WESSLING/MÜNCHEN. Gegen 10.30 Uhr betrat der etwa 43 Jahre alte Mann gemeinsam mit einem Komplizen die Weßlinger Bank und ging zielstrebig in den Tresorraum im Keller. Da beide Männer – beide - bewaffnet mit Faustfeuerwaffen – als Geldtransporteure verkleidet waren, fielen sie nicht weiter auf. Im Keller überwältigten und fesselten sie den Kassierer, der das Bargeld gerade zur Abholung vorbereitet hatte. Anschließend flüchteten beide mit mehreren 100.000 Euro Beute und stiegen vor der Bank in einen roten Kleinwagen.
Zufällig von der Polizei entdeckt
Ihr Pech: Just in dem Moment, als sie abfahren wollten, bemerkte ein zufällig vorbeifahrender Streifenwagen die Bankräuber und nahm die Verfolgung auf. Am Ortsausgang Gilching fuhren die Männer schließlich eine Böschung herunter und rannten zu Fuß über einen Bahn-Damm in ein Waldstück. Das Geld ließen sie im Auto zurück. Für einen der Räuber war die Flucht ziemlich schnell zu Ende. Nachdem die Polizei mit Polizeihubschrauber, Diensthundeführern und Unterstützungskräfte der Bereitschafts- und Bundespolizei das Waldstück durchsuchte, konnte der Mann, ein 46-jähriger Münchner, gefasst werden. Insgesamt waren 200 Beamte an der Suche beteiligt.
Der andere Täter hatte mehr Glück: Er floh zunächst in das Gelände zwischen S-Bahnlinie und Autobahn 96. Wie seine Flucht danach weiter ging, darüber konnte die Polizeiinspektion zunächst gestern nur spekulieren. Ein Augenzeuge berichtete, dass er einen Mann, auf den die Personenbeschreibung passte, mit seinem Lieferwagen zur S-Bahn-Station in Puchheim mitgenommen hat. Dort soll die Person anschließend in die S 8 nach München eingestiegen sein.
Die Polizei räumte daraufhin mehrere S-Bahnzüge am Puchheimer Bahnhof. Außerdem wurde ein Zug auf offener Strecke bei Aubing angehalten. Mehrere Beamte durchkämmten die Abteile. Fast 40 Minuten blieb die Strecke zwischen Puchheim und Pasing gesperrt. Für eine Passagierin war die Aufregung zu groß: Sie erlitt bei der Durchsuchungsaktion der Polizei einen Kreislaufzusammenbruch und musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.
Den Täter konnten die Beamten allerdings nicht schnappen. Deshalb hält es die Polizei für möglich, dass man zu spät kam: "Es ist gut möglich, dass der Mann bereits eine frühere S-Bahn genommen hat", sagte Polizeisprecher Holger Wartensleben, der aber auch nicht ausschließen konnte, dass der Täter auf anderem Wege geflohen ist.
Ein gängiges Transportmittel
Die Flucht mit der S-Bahn ist im Münchner Westen freilich nichts Ungewöhnliches. Gleich mehrfach waren Diebe zuletzt nach PKW-Aufbrüchen in Weßling per Zug geflohen. Auch nach Ladendiebstählen stiegen Täter in der Region in die S-Bahn ein. "Bei uns ist das das gängige Transportmittel", sagt Wartensleben.
D. Aschoff, C. Landsgesell