Fraunhoferstraße: Der Radweg bleibt - das Grau auch

Statt Parkplätze gibt es in der Fraunhoferstraße einen roten Radstreifen. Doch ansonsten ändert sich in der tristen Straße zu wenig, meint die SPD.
von  Christina Hertel
Die roten Radlstreifen an der Fraunhoferstraße nerven viele Autofahrer - manche ignorieren sie auch.
Die roten Radlstreifen an der Fraunhoferstraße nerven viele Autofahrer - manche ignorieren sie auch. © Sigi Müller

München - Radfahrer brauchten früher starke Nerven, wenn sie durch die Fraunhoferstraße mussten. Rechts von ihnen: parkende Autos. Links von ihnen: fahrende Autos und die Tram.

Im Sommer 2019 wagte die Stadt einen radikalen Schritt: Sie strich alle 120 Parkplätze in der Straße. Stattdessen gibt es seitdem zwei rot markierte, 2,30 Meter breite Fahrradstreifen. Die Aufregung und die Kritik waren groß.

Bickelbacher: Sicherheit für Radler hat sich verbessert

Angelegt war das Ganze damals aber eigentlich als ein Versuch. Erst nächste Woche wird der Stadtrat offiziell beschließen, dass der Radweg bleiben und die Parkplätze nicht mehr zurückkommen sollen.

Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher, der sich in seiner Fraktion hauptsächlich um Verkehr kümmert und der außerdem im örtlichen Bezirksausschuss sitzt, freut das. Auch der Verkehrsexperte der SPD Nikolaus Gradl ist damit zufrieden. Seitdem keine Autos mehr in der Fraunhoferstraße parken, kommt die Feuerwehr besser durch, schildert er. Auch die Sicherheit für Radler habe sich verbessert.

 Fraunhoferstraße: Bessere Lösungen für den  Lieferverkehr im Gespräch

An dem roten Radweg wird also die Mehrheit im Stadtrat nicht rütteln. Doch was verändert sich sonst in der Fraunhoferstraße? In den vergangenen Jahren gingen bei der Verwaltung schließlich zahlreiche Anträge und Vorschläge ein. Grüner solle die 500 Meter lange Straße, an der nur sehr wenige Bäume wachsen, werden. Fußgänger sollten mehr Platz bekommen.

 Und auch für den Lieferverkehr sollten bessere Lösungen gefunden werden. Übriggeblieben ist von all dem aus Sicht von Nikolaus Gradl viel zu wenig: "Die Aufenthaltsqualität in der Fraunhoferstraße hat sich nicht merklich verbessert. Für Fußgänger und Freischankflächen ist nicht mehr Platz entstanden." Er findet deshalb: "Man könnte sicherlich darüber nachdenken, durch eine bauliche Umgestaltung der Fraunhoferstraße eine neue Qualität herzustellen."

Muss ein Gesamtverkehrskonzept für die Altstadt her?

Doch dem erteilt das Mobilitätsreferat in seiner Vorlage eine Absage: Pro Gehwegseite könnten nur 40 bis 50 Zentimeter gewonnen werden. Die Kosten liegen aber bei bis zu fünf Millionen Euro. Erst, wenn die Gleisanlagen erneuert werden (und das ist nicht vor 2030 der Fall), will das Mobilitätsreferat eine Verbreitung prüfen.

Damit die Verwaltung das nicht vergisst, will Grünen-Stadtrat Bickelbacher das nächste Woche extra mit einem Änderungsantrag aufnehmen. Auch, dass Baumpflanzungen laut Verwaltung gar nicht möglich sein sollen, will Bickelbacher so nicht stehen lassen. Er fordert, dass die Verwaltung mit dem Eigentümer des ehemaligen Postgebäudes prüft, ob es dort nicht doch eine Bepflanzung möglich ist. Schließlich ist der Gehweg dort etwas breiter.

Gradl plädiert für bessere Ampelschaltungen

Gradl stört aber noch etwas anderes: "Die Tram 18 Richtung Innenstadt steht im Stau." Er fordert deshalb bessere Ampelschaltungen. Gradl hat aber ein noch viel grundsätzlicheres Problem: Statt viele Maßnahmen in einzelnen Straßen vorzuschlagen, müsste die Verwaltung eher an einem Gesamtverkehrskonzept für die Altstadt arbeiten, findet er.

Überhaupt kommt die Vorlage aus seiner Sicht zur falschen Zeit. Denn noch ist ein Verkehrsversuch zu Tempo 30 gar nicht abgeschlossen. Es dürfte also doch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich der Stadtrat mit der Fraunhoferstraße befasst.

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