Frauenknast Würzburg: Hier sitzt Bianca T. ein

Bianca T., die ihre drei kleinen Kinder getötet hat, fühlte sich offenbar völlig überfordert. Hilfe von Ämtern kam nicht. Das Drama vor dem Familiendrama von Freising.
Nina Job |
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Das Frauengefängnis der JVA Würzburg: Hier sitzt Bianca T. in U-Haft.
az Das Frauengefängnis der JVA Würzburg: Hier sitzt Bianca T. in U-Haft.

München, Freising -Ein paar Grablichter flackern auf dem Rand des Sandkastens, in dem Annalea (†6) vor Kurzem noch mit anderen Kindern gespielt hat. Erschütterte Nachbarn haben sie dort hingestellt. Das Entsetzen über die Mutter Bianca T. (38), die am Dienstag ihre sechsjährige Tochter und die beiden Zwillinge Lisa und Fabian (vier Monate) erstickt hat, ist ungebrochen.

Der Hauptgrund für die unfassbare Tat der Verkäuferin war offenbar Überforderung. Das kristallisiert sich für die Ermittler immer mehr heraus. Die Mutter wurde inzwischen in die Justizvollzugsanstalt Würzburg gebracht. Am Mittwochabend war Haftbefehl wegen dreifachen Mordes ergangen. In der 1990 gebauten Haftanstalt kann die 38-Jährige psychisch betreut werden, es gibt eine eigene Abteilung dafür.

In der JVA wird Bianca T. nun auch für den Mordprozess psychiatrisch begutachtet. Sollte der Experte bei ihr eine tiefgreifende Bewusstseinsstörung feststellen, könnte dies Auswirkungen auf die Strafe haben. Aus einem Lebenslang, das in Bayern üblicherweise bedeutet, dass ein Häftling mindestens 22 Jahre absitzt, könnte dann eine zeitlich begrenzte Haftstrafe von 15 Jahren werden.

Ralph Reiter, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Landshut, geht von einem „Spontan-Entschluss“ der Mutter aus. Er bestätigte den AZ-Bericht, dass der Auslöser darin lag, dass der Vater der Zwillinge am selben Tag in eine Nervenklinik gekommen war. „Das war wohl der Auslöser, aber nicht der Grund“, so Staatsanwalt Reiter: „Ob man diese Tat jemals rational nachvollziehen kann, ist fraglich.“

Nachdem ihr Mann sich von einer Freundin in die Klinik hatte bringen lassen, fühlte sich Bianca T. offenbar völlig allein gelassen und heillos überfordert mit ihrer gerade eingeschulten Tochter und den beiden Babys. Doch auch der Vater der Kleinen war mit der familiären Situation offenbar komplett überfordert. „Er ist nicht etwa wegen Alkohol oder Drogen in die Klinik gegangen, sondern er hatte einen Burnout“, sagt eine Freundin.

Hilfsangebote von der Stadt und dem Kreis hat die Familie, die auch finanzielle Probleme hatte, offenbar keine bekommen. „Die Familie war nicht amtsauffällig. Es war uns nicht bekannt, dass sich da etwas angebahnt hätte“, sagte der 2. Bürgermeister, Rudolf Schwaiger, gestern zur AZ. Für Maßnahmen der Jugendhilfe ist in der Kreisstadt das Landratsamt zuständig. Sprecherin Eva Dörpinghaus bestätigte, dass die Familie dort bekannt war: 2011 habe sie von einer Fachkraft Besuch bekommen. „Zu dem Zeitpunkt waren keine unterstützenden Maßnahmen notwendig“, so die Sprecherin. Dass Bianca T. im Sommer 2012 Zwillinge gebar, die als Frühchen auf die Welt kamen, habe man schlicht und einfach „nicht gewusst“.

 

 

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