Interview

Frauenclub Zonta: "Wir sind eine ganz alte NGO"

Das Frauen-Netzwerk Zonta feiert in München 70. Jubiläum. Ziel des Clubs ist die Ermutigung und die finanzielle Unterstützung von Mädchen und Frauen.
von  Interview:Eva von Steinburg
Frauen (und ausnahmsweise ein Ehemann) vom Zonta-Netzwerk: Der Club vergibt unter anderem Preise an Frauen.
Frauen (und ausnahmsweise ein Ehemann) vom Zonta-Netzwerk: Der Club vergibt unter anderem Preise an Frauen. © Zonta Archiv

München - Der exklusive Rotary Club ist sehr bekannt, der internationale Lions Club ebenfalls. Zonta, ein ähnlich gestricktes Frauen-Netzwerk, ist dagegen nur wenigen Münchnern ein Begriff.

Der älteste Zonta Club in München feiert diesen Samstag 70-jähriges Jubiläum. "International, überparteilich, überkonfessionell - das sind wir, eine ganz alte NGO", erklärt Myriam Hönig (58), Präsidentin des Zonta Clubs München I.

Im Gegensatz zu Lions und Rotary ist Zonta seit 1945 bei der Uno als beratender Partner: "Weil Frauen benachteiligt sind und wir Frauen unterstützen", so Hönig. Die Münchner Zonta-Frauen eröffnen zum Jubiläum im Augustiner Stammhaus eine Diskussion zum Kampf um Frauenrechte. Mit auf dem Podium: Professorin Merith Niehuss, Präsidentin der Bundeswehruniversität München. Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden spricht das Grußwort. Ein Gespräch mit Myriam Hönig über die Werte von Zonta.

AZ: Frau Hönig, warum kennt man Zonta nicht? Sie sind ein Frauen-Netzwerk mit vier Clubs in der Stadt.
MYRIAM HÖNIG: Wahrscheinlich hat Zonta die vergangenen 100 Jahre eher im Stillen gewirkt. Wir wollen nun stärker auf uns aufmerksam machen. Unsere Unterstützung soll bekannter werden. Wir fördern Mädchen und Frauen.

AZ-INTERVIEW mit Myriam Hönig (58): Die Münchnerin ist Präsidentin des Zonta Club München I und Kommunikationsberaterin.
AZ-INTERVIEW mit Myriam Hönig (58): Die Münchnerin ist Präsidentin des Zonta Club München I und Kommunikationsberaterin. © privat

Frauenärztin Marion Kiechle, Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I sind prominente Zonta-Mitglieder. Wer trifft sich so bei Ihnen?
Es sind berufstätige Frauen in verantwortungsvollen Positionen. Selbstständige und Frauen in Führungspositionen, die einen Entscheidungsspielraum haben und in die Gesellschaft hineinwirken können: Juristinnen, Ärztinnen. Unseren Club haben 1952 eine Schriftstellerin und eine Krankenschwester mitgegründet. In München kämpfen wir vor allem gegen weibliche Altersarmut. Leider gibt es den Bedarf - wir docken mit konkreter Hilfe an.

"Man tritt in unserem Club füreinander ein"

Zonta irritiert. Woher kommt dieser Name?
1919 in den USA gegründet, stammt das Wort aus der Sprache der Sioux. Zonta bedeutet: Licht, Zusammenhalt, Hilfe und Vertrauenswürdigkeit. Zonta klingt absolut fremd. Aber das hilft uns. Die Menschen stolpern darüber und fragen nach - das ist eigentlich gut.

Sie finden, dass Ihre Werte im Namen Zonta prägnant zum Ausdruck kommen.
Im Grunde geht es bei uns um Fürsprache, im Englischen: Advocacy. Fürsprache bedeutet: Man tritt in unserem Club füreinander ein. Das ist das verbindende Band von Zonta Clubs in allen Kulturen und Ländern, wie in Madagaskar, Kanada oder Liberia. Ehrenhaft und glaubwürdig wollen wir sein in unserem Engagement für andere Frauen. Das ist unsere Identität! Diese Begriffe wirken zwar antiquiert, sie sind aber brandaktuell.

Bei Ihrem monatlichen Treffen gehen Sie wertschätzend miteinander um. Mit klassischen Benefiz-Events sammeln Sie Spenden.
Ziel ist, möglichst vielen Frauen und Mädchen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Wir möchten ihre Stellung stärken. Dass Mädchen- und Frauenrechte mit Füßen getreten werden, das treibt uns um. Projekte gegen Zwangsheirat und gegen Menschenhandel finanzieren wir mit. Wir fordern Menschenrechte für Frauen ein.

Zur Linderung von weiblicher Altersarmut in München stellt Zonta rund 22.000 Euro im Jahr zur Verfügung.
Das Geld ist für Münchnerinnen in Not. Wenn ein neuer Kühlschrank gekauft werden muss, eine neue Matratze nötig ist oder eine alte Dame die Zuzahlung für eine neue Brille braucht, gibt es eine einmalige Zuzahlung von bis zu 400 Euro. Die Alten- und Service-Zentren in München filtern die Fälle. Die Caritas und die Diakonie entscheiden. Auch die Zuzahlung für einen Rollator ist eine typische finanzielle Hilfe von unserer Seite.

"Wir wollen das Bewusstsein junger Frauen für die Falle Altersarmut schärfen"

Sie setzen sehr auf Prävention.
Wir wollen das Bewusstsein junger Frauen für die Falle Altersarmut schärfen. Der Slogan lautet: Ein Mann ist keine Altersvorsorge. Wir sagen: Liebe junge berufstätige Frauen, ihr müsst anfangen, für euch selber zu sorgen. Da wir bei Zonta eine Art berufliche Karriere gemacht haben, dienen wir als Rollenmodell.

Sie sind ein Club, in den man nur über Fürsprache hineinkommt. Gibt es auch offene Zonta-Events?
Ja, wir sammeln so Gelder. In München machen wir Events, für die man Karten über München Ticket kaufen kann: Beispiele waren ein Gospelkonzert in der St.-Lukas-Kirche im Lehel oder eine Lesung im Prinzregententheater mit Richard David Precht.

Frau Hönig, Sie wissen viel über die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und Mädchen. Wenn Sie eine davon abstellen könnten, welche wäre das?
Eindeutig die weibliche Genitalbeschneidung. Das ist ein entsetzlicher und barbarischer Brauch. Durch die geflohenen Frauen, die in München leben, ist das Problem inzwischen in München und Bayern kein kleines Thema mehr. Die Organisation In Via München erhält von uns Geld für ihre Präventionsarbeit.

"Vertrauen ist das Zauberwort"

Sie prangern ebenfalls die unterschiedlichen Bildungschancen von Mädchen und Jungen an.
Das fängt schon bei der Wahl der Schule an. Dabei sollte der Bildungsweg ja vom Menschen abhängen, von seinen Stärken. Die Stärken eines jeden sollten im Mittelpunkt stehen - nicht das Geschlecht.

Auf den monatlichen Zonta-Treffen wird von Frauen eine familiäre Stimmung beschrieben - ein Gefühl von Aufgehobensein.
Glaubwürdig, wertschätzend und ehrenhaft möchten wir sein. Vertrauen ist dabei das Zauberwort. Das tut uns gut - und unserer Gesellschaft auch.


Frauenclub Zonta

Rita Süssmuth ist ein prominentes Mitglied - die Politikerin ist die frühere Präsidentin des Bundestags. Das internationale Frauen-Netzwerk Zonta hat über 30.000 Mitglieder in 67 Ländern. In Deutschland gibt es 130 Clubs. Zonta gilt als "Service Club" von Frauen in herausgehobenen Positionen. München hat vier Zonta Clubs mit insgesamt 200 Mitgliedern. Der Zonta Club München I, mit 60 Frauen, ist der zweitälteste ZontaClub in Deutschland.

Zonta Clubs sind offen für neue Mitglieder, die zu aktivem Engagement bereit sind. Das Münchner Jubiläum wird intern gefeiert mit der Podiumsdiskussion "70 Jahre und kein bisschen leise: Wie erfolgreich war der Kampf um Frauenrechte?". Das erklärte Ziel aller Zonta-Frauen: "Die Lebenssituation von Frauen in rechtlicher, politischer, wirtschaftlicher, beruflicher und gesundheitlicher Hinsicht zu verbessern. Kontakt: www.zonta-union.de

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