„Frauen sind die besseren Chefs“

Die Sozialreferentin will gerne Oberbürgermeisterin werden - Brigitte Meier (46) im AZ-Interview.
von  Interview Julia Lenders
Brigitte Meier: mit diesen Wahlplakaten bewarb sie sich 2005 für den Bundestag.
Brigitte Meier: mit diesen Wahlplakaten bewarb sie sich 2005 für den Bundestag. © imago

AZ: München hatte noch nie eine Oberbürgermeisterin – das würden Sie gerne ändern, oder?

BRIGITTE MEIER: Ja, ich hoffe aber, das Geschlecht ist nicht das einzige Kriterium, wonach die SPD ihre OB-Kandidatin bestimmt. Es geht um ein kompetentes Profil. Aber eine Frau hätte sicher ihren Reiz.

Neben Ihnen sind derzeit drei Männer im Kandidaten-Pool der SPD. Sind Sie die Quotenfrau?

Ganz sicher nicht. Die SPD zeigt mit der Kandidatendebatte im Moment deutlich, dass sie fähige Leute hat. Und egal, wer sich durchsetzt, wird von den anderen mitgetragen. Wir sehen uns als Team. Wir werden mit der Person ins Rennen gehen, die die besten Chancen hat. Aber der Frauenbonus ist nicht zu unterschätzen. Ich glaube schon, dass gerade Frauen dazu neigen, Frauen zu wählen.

Trauen Sie sich das Amt zu?

Sonst hätte ich ja meinen Hut nicht in den Ring geworfen. Im Sommer dachte ich noch, dass die Sache zwischen Bürgermeisterin Christine Strobl, Professor Julian Nida-Rümelin und Fraktionschef Alexander Reissl ausgemacht wird. Bis Herbst war das die Situation. Doch durch den bedauerlichen Rückzug von Christine Strobl sind die Karten neu gemischt.

Ende des Jahres oder Anfang 2012 will die SPD ihren Kandidaten küren.

Das halte ich für sehr früh. Meiner Meinung nach hätte Anfang 2013 auch gereicht. Wir sind schließlich alle vier in Positionen, in denen man sich auch ohne Kandidatenstatus profilieren kann. Aber es ist jetzt, wie’s ist.

In der AZ haben Sie Sozialreferentin mal als Ihren Traumjob bezeichnet. Würden Sie den so einfach aufgeben?

Wir müssen die Wahlen 2014 gewinnen. Sonst habe ich auch 2014, wenn die Amtszeit des Stadtrates endet, keinen Traumjob mehr.

Was würde eine Oberbürgermeisterin anders machen als ein Oberbürgermeister?

Frauen managen und führen anders als Männer. Sie setzen stärker auf Kooperation, sind umsichtiger, können Befindlichkeiten bessern einschätzen und gehen auch Konflikte offener an.

Sind Frauen bessere Chefs?
Mittlerweile denke ich: Ja. Für Männer ist es oft selbstverständlich, dass sie führen und sie hinterfragen dies nicht näher. Frauen reflektieren ihr Führungsverständnis in einem stärkeren Maße und machen dies auch transparent.

Sie sind Single und haben keine Kinder – wer würde Sie im Wahlkampf unterstützen?

Zuerst die Münchner SPD und dann natürlich auch meine Familie, also meine Geschwister und meine Neffen. Es ist kein Zufall, dass viele Frauen in Führungspositionen kinderlos sind. Das ist oft eine Entweder-Oder-Entscheidung.

Haben Sie sich bewusst gegen Kinder entschieden?

Nein, bei mir hat es sich nicht ergeben.

Was halten Sie für Münchens größtes Problem? Wo sähen Sie Ihren Schwerpunkt als Oberbürgermeisterin?

Im Prinzip sind das die Themen, die ich schon jetzt bearbeite: der Kampf gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit. Und München ist ein boomender Standort mit enormem Zuzug. Trotzdem gibt es bei uns keine abgehängten Wohnviertel – und das soll auch so bleiben. Die größten Herausforderungen: bezahlbarer Wohnraum, ausreichende Kinderbetreuung und gute Bildung.

Was würden Sie anders machen als OB Ude?


Inhaltlich gibt es keinen Unterschied bei uns – da sind wir beide Sozialdemokraten genug. Aber jeder hat seinen Stil, und ich werde ihm mit Sicherheit keine Konkurrenz auf der Kabarett-Bühne machen.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf eine Kandidatur ein?

Das Rennen ist noch völlig offen. Ich würde sagen: Bei vier Kandidaten liegt die rechnerische Wahrscheinlichkeit bei 25 Prozent.

Sprechen Sie mit Ihren Mitbewerbern über den Konkurrenzkampf?

Wir reden schon miteinander. Jeder muss unbeschädigt aus dem Rennen rauskommen. Sonst schaden wir uns nur selbst.

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