Frau Sgarbi geht aufs Ganze

Wie der Mann, so die Frau: Laut Abhörprotokollen der italienischen Polizei hat auch die Gattin des Schweizer Gigolos Milliardärin Susanne Klatten stark bedrängt - sie überlegte sogar, den ermittelnden Staatsanwalt zu bestechen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN/PESCARA - Wie der Mann, so die Frau: Laut Abhörprotokollen der italienischen Polizei hat auch die Gattin des Schweizer Gigolos Milliardärin Susanne Klatten stark bedrängt - sie überlegte sogar, den ermittelnden Staatsanwalt zu bestechen.

Erst erpresste Helg Sgarbi (43) die Milliardärin Susanne Klatten (46) – und dann auch seine Frau! Die italienische Polizei hat Telefonate zwischen Gabriella Franziska Sgarbi (40) und dem Anwalt ihres Mannes abgehört. Die beweisen: Frau Sgarbi wollte die Großaktionärin von BMW und Altana unter Druck setzen. Sie drohte, den ganzen Skandal aufzudecken. Klatten hatte Helg Sgarbi bei der Münchner Polizei angezeigt.

Der wurde am 14. Januar 2008 in Vomp festgenommen. Im März will Gabriella ihren Mann so schnell wie möglich aus dem Gefängnis holen – beide haben eine gemeinsame Tochter (2). Sie denkt sogar daran, den Münchner Staatsanwalt zu bestechen!

Die italienische Internet-Zeitung „Prima da Noi“ zitiert aus abgehörten Telefongesprächen ab dem 17. März 2008. Zu der Zeit sitzt Helg Sgarbi in Stadelheim in U-Haft. Er schweigt. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn, er soll von Susanne Klatten 7,5 Millionen Euro erpresst haben.

17. März 2008: Die Verhandlungen mit Susanne Klatten beginnen

Seinen mutmaßlichen Komplizen Ernano Barretta (63) lassen die Beamten frei, um über ihn ans Geld zu kommen. Die Polizei in Pescara verwanzt Barrettas Telefone und die seiner Sektenjünger. Zu denen gehört auch Gabriella Sgarbi.

Am 17. März telefoniert sie mit ihrem Anwalt Till Gontersweiler. Gabriella Sgarbi will eine „gütliche“ Einigung mit Klatten erreichen – mit allen Mitteln.

Anwalt: „Schenke ihr einen Teil des Geldes zurück, wenn das geht. Ihr Anwalt hat mir gesagt: ,Wir sind offen für alles’. Es hängt jetzt nur vom Staatsanwalt ab... wenn er eine solche Sache akzeptieren würde oder wenn er eine bestimmte Summe haben möchte, was ich ja schon vorgeschlagen habe...“

Wollte Gabriella Sgarbi einen Münchner Staatsanwalt bestechen?

Diese „bestimmte Summe“ notiert sich die Polizei in Pescara. Der Verdacht: Bestechungsversuch! Ob es dazu kommt, ist unbekannt. Oberstaatsanwalt Anton Winkler weiß davon nichts. „Und Überlegungen sind keine Straftat“. Sicher ist: Die Münchner Staatsanwaltschaft fordert einige Tage später die 7,5 Millionen Euro zurück – ein Deal mit Susanne Klatten rückt in weite Ferne.

Anwalt: „Der Staatsanwalt will tiefergehende Recherchen durchführen... er will wahrscheinlich das ganze Geld der Frau zurück.“

Sgarbi: „Das Geld interessiert mich nicht, ich will meinen Mann rausholen!“

Dafür ist die Frau zu allem bereit. Ein Kommentar in den Abhörprotokollen besagt, sie stehe jetzt sehr unter Druck. Frau Sgarbi geht auf’s Ganze.

Sgarbi:...Ich bin am Ende meiner Kräfte und auch meine Tochter.“

Anwalt: „Ich weiß. Wir stehen jetzt nicht mehr so sehr unter Druck, weil Ihr Mann das, was er hatte, bereits verloren hat... seine Freiheit. Aber diese Frau hat noch ein Gesicht zu verlieren, und momentan können wir sagen: Wenn wir eine Einigung finden, halten wir den Mund, ansonsten wenden wir uns an die Presse.“

Sgarbi: „Ja, ich gehe sogar mit dem Mädchen zur Presse, falls das nötig ist! Ich will, dass die Frau das weiß! Es geht nicht nur um einen einzelnen Mann, der in einer Zelle sitzt und sich nicht wehren kann – er hat auch eine Frau, die draußen ist und die sich sehr wohl wehren kann... und ich werde es tun, wenn es nötig ist... Ich werde... alles an die Öffentlichkeit bringen! Sagen Sie das ihrem Anwalt!“

Anwalt: „Er weiß es... aber ich weiß nicht, was er und seine Klientin ausgemacht haben...“

Sgarbi: „Machen wir Druck..., wenn ein Skandal sein muss, dann muss er eben sein!“

Sie tat es nicht, der Skandal flog trotzdem Monate später auf. Die italienische Justiz ermittelt jetzt gegen Gabriella Sgarbi wegen Beihilfe zum Betrug.

Thomas Gautier

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