Frau fährt Bub (7) an, beschimpft ihn – und haut ab

MÜNCHEN - Das Kind kommt mit blutigen Schrammen und Prellungen ins Krankenhaus. Die Polizei sucht nun eine korpulente Schwarzhaarige mit einem gelben Auto. Ihr drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.
Blass und mit einem großen weißen Pflaster auf der Stirn sitzt Asllan in seinem Krankenbett. Nase und Kinn sind zerschrammt. Seine Cousine Florentina (11) versucht, ihn zu trösten. Eine Frau hat den Siebenjährigen aus der Schweiz am Montagabend auf der Schleißheimer Straße angefahren – und sich aus dem Staub gemacht. „Asllan lief das Blut übers Gesicht“, erzählt Florentina. Statt zu helfen, habe die Frau auch noch geschimpft: „Warum hast du ihn losgelassen?!“
Florentina und Asllan wollten gegen 19.30 Uhr zum Supermarkt: ein paar Pizzen kaufen. Der Netto-Markt liegt ganz in der Nähe der Wohnung. Die beiden Kinder müssen auf Höhe der Stadtbücherei über die Schleißheimer Straße. „Passt auf, macht nicht so schnell“, warnt sie ein Passant. Florentina nimmt ihren Cousin an der Hand. Sie haben den Mittelstreifen bereits erreicht, als sich der Bub losreißt. Ohne zu schauen, rennt er los.
Im letzten Moment sieht er den gelben Kleinwagen. „Ich bin nach vorne gesprungen“, erzählt Asllan. Trotzdem erwischt ihn das rechte Vorderrad am Bein. Er stürzt, landet mit dem Gesicht in einem Haufen aus vereistem Schnee und Rollsplitt. Eine blutige Schramme zieht sich über seine Stirn. Benommen hockt Asllan am Straßenrand. Seine Cousine läuft zu ihm, drückt ihm ein Taschentuch auf die Wunde.
Das Auto stoppt kurz. Am Steuer: eine dicke Frau mit schwarzen kurzen Haaren, um die 30 Jahre alt. Die Autofahrerin fängt sofort an, die Kinder wüst zu beschimpfen.
Der Bub und das Mädchen sind so geschockt, dass sie kaum etwas davon verstehen. Die Frau erkundigt sich nicht einmal, ob sie helfen kann, ob eines der Kinder verletzt ist. Stattdessen gibt sie Gas und braust stadtauswärts davon.
Asllan und Florentina laufen zurück nach Hause. Geschockt erzählen sie: „Es war eine dicke Frau im gelben Auto.“ Asllan kommt ins Schwabinger Krankenhaus. Die Platzwunde am Kopf wird mit mehreren Stichen genäht. Außerdem stellen die Ärzte Abschürfungen und Prellungen fest. Mit Verdacht auf Gehirnerschütterung bleibt Asllan eine Nacht zur Beobachtung in der Kinderklinik.
Heute wird er das Krankenhaus wohl verlassen dürfen. „Dann gehen wir erst einmal alle Pizza-Essen“, sagt sein Vater Halil, er ist froh, dass sein Sohn nicht schwerer verletzt ist. „Für mich ist es unverständlich“, sagt Asllans Muter Sabaide, „dass die Frau einfach weggefahren ist.“
Die Polizei sucht Zeugen. „Gegen die Fahrerin wird wegen fahrlässiger Körperverletzung und Fahrerflucht ermittelt“, betont Fritz Dieterich, Chef der Unfallfluchtfahndung. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft drohen bis zu drei Jahre Gefängnis. Hinweise auf die korpulente Schwarzhaarige im gelben Kleinwagen nimmt die Polizei entgegen Tel. 089-62163322.
Ralph Hub