Französisches Bühnentier

Sängerin Zaz, Aufsteigerin des Jahres, zeigt bei Tollwood ihr ganzes Können
von  Lisa Kassner
Das Tollwood-Publikum hatte Zaz absolut im Griff.
Das Tollwood-Publikum hatte Zaz absolut im Griff. © Dorothee Falke

Mit den Pfiffen fing es an. Darauf folgte forderndes Klatschen und zum Schluss buhte die Menge ungehalten. Sie sollte endlich auftreten, die Zaz, dieses Wunderwesen aus Frankreich mit der rauen Stimme. Dann, nach vierzig Minuten, warf sich die Sängerin auf die Bühne, schwül war es im Zelt der Musikarena, und sang die ersten Takte von „Les Passants”. Jubel.

Zaz, die eigentlich Isabelle Geoffroy heißt hatte das Tollwood-Publikum sofort ganz bei sich mit dieser Stimme, mit der sie in Frankreich ein Star wurde. Sie klingt wie nach einer langen Nacht, verraucht, verzech – , sie muss sich erst aufraffen, diese Stimme. Nicht aber Zaz selbst, nicht ihre Chansons, ihr Jazz und Gypsy-Swing, die sie über die Bühne treiben. In schwarzem Kleid und rotkarierter Hose liefert die 31-Jährige eine exzessiven Show.

Zaz blieb, bis der Strom abgedreht wurde

So etwa beim Auftritt der drei Blechbläser, die quäkend und jaulend sich wie Tiere an die restliche Band drängten. „Prends garde à ta langue”, pass auf, was du sagst, sang sie und beugte sich vor, um gegen ihren Saxophonisten anzutreten. Ihre Stimme, die auch Trompete und Kojotenjaulen kann, war zwischen dem Blech zu Hause.

Zaz, einst Straßenmusikerin und Chanteuse im Kabarett, ist ein Bühnentier. Sie verlangte den kollektiven Gefühlsausbruch, ein Schrei sollte es sein, von jedem einzelnen im Zelt. „Vous voulez qoi?" rief sie schließlich, schrie sie beim dritten Mal, und sang „Je veux”, ihren Sommerhit. Das Publikum kannte jede Zeile.
„Außergewöhnlich” fand Zaz ihre Zuhörer und blieb, bis ihr der Strom abgedreht wurde.

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