Franziska D. (86): Alle wollen ihr helfen

Nach dem AZ-Bericht über die Rentnerin, die mit 600 Euro im Monat (über)leben muss, bieten viele Münchner Spenden oder Hilfe an. Die betagte Dame sagt: "Vergelt's Gott! Aber bitte helft woanders."
von  Irene Kleber
Franziska D. ist 86 Jahre alt, lebt von rund 600 Euro Rente – und verdient sich jede Woche 25 Euro dazu. Hier steht sie in ihrer Wohnküche auf der Schwanthalerhöhe und sagt: "Ich bin zufrieden mit meinem Leben".
Franziska D. ist 86 Jahre alt, lebt von rund 600 Euro Rente – und verdient sich jede Woche 25 Euro dazu. Hier steht sie in ihrer Wohnküche auf der Schwanthalerhöhe und sagt: "Ich bin zufrieden mit meinem Leben". © Petra Schramek

München - Sie hat um nichts gebeten. Sie hat auch nicht geklagt. Franziska D. (86) hat der AZ einfach nur ihre Geschichte erzählt: Wie es kommt, dass sie nach einem langen Arbeitsleben heute von 600 Euro Rente leben muss. Wie sie sich jede Woche 25 Euro dazuverdient als Helfer in einem Pflegeheim.

Wie sie mit ihrer Armut zurechtkommt und dabei auch noch ehrenamtlich andere unterstützt – bei einem Mittagstisch für Bedürftige, für den sie viele, viele Stunden in der Woche Essen zubereitet.

Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, hat ihre Geschichte die Münchner angerührt, wie nicht viele Geschichten es tun. Minuten, nachdem sie am Freitag erschienen ist, meldeten sich zahllose Leser per Telefon, E-Mail oder in der Online-Kommentarspalte.

"Ganz großen Respekt, ich würde das nicht schaffen", schreibt etwa AZ-Leser Michael G. "Hut ab vor dieser Frau", formuliert Leserin Ingrid P. Und Cordula W. schreibt: "Es ist traurig, was der Staat macht. Aber die alte Dame ist so positiv, ich wünsche ihr alles Gute."

Aus ganz München und dem Umland kommen Hilfsangebote

Franziska D., die keine Kinder hat, hatte mit 14 Jahren angefangen, als kaufmännische Angestellte zu arbeiten, mit 20 geheiratet – und im Lauf ihres Lebens gleich fünf krebskranke Menschen in Familie bis zum Tod gepflegt. Darunter ihre Mutter, die Schwiegereltern und ihren Ehemann. "Dafür habe ich immer wieder die Arbeit unterbrochen", berichtete sie. "Jetzt fehlen mit fast 20 Jahre an Rentenzahlungen."

Dutzende Menschen in der Stadt bieten seither über die AZ ihre Unterstützung an. "Gern würde ich dieser Dame helfen. Gibt es eine Möglichkeit, etwas für sie bei der Abendzeitung abzugeben?", fragt Leser Oliver H. "Ich würde mich freuen, etwas direkt bei ihr abzugeben", sagt Anneliese N. Etliche Anrufer fragen nach einem Spendenkonto-Kontakt für die Rentnerin. Ein Münchner möchte gar jeden Monat 50 Euro von seiner eigenen Rente an Franziska D. abgeben. Und sogar aus dem Umland meldet sich ein Mann, der für die betagte Münchnerin spenden möchte.

"So ein Aufhebens bloß für mich"

"So ein Aufhebens bloß für mich", antwortet Franziska D. völlig überrascht, als die AZ ihr von der Spendenbereitschaft berichtet. "Aber ich brauche das wirklich nicht. Sagen Sie den netten Leuten bitte ein großes Vergelt's Gott. Aber ich würde das alles eh nicht annehmen. Es gibt ja noch viel bedürftigere alte Menschen in der Stadt."

Man könne ja auch für obdachlose Alte spenden. Oder für den Verein "Münchner für Münchner e.V." (gegründet von der Bürgermeisters-Gattin Natalie Schmid) der sich um notleidende alte Menschen in der Stadt kümmert.

Und überhaupt, sagt Franziska D., müsse sie jetzt aufhören zu plaudern, weil sie schon wieder los müsse, zu ihrem Ehrenamt, Salat und Gemüse schneiden für die Bedürftigen: "Ich wünsche allen, die helfen möchten, Gesundheit und Freude, Gottes Segen und ein gutes neues Jahr!"


Leben Sie auch mit einer Mini-Rente? Wie kommen Sie in München damit zurecht? Schreiben Sie uns. An: lokales@az-muenchen.de

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