Fotografie zur Münchner Subkultur
München - Nasser Asphalt, graue Wasserpfützen, eine fleckige Betonfassade – Nuancen und Schattierungen von Schäbigkeit fängt Fotografin Lena Engel mit ihrer Kamera poetisch ein. Auf Brachen und an Orten der Zwischennutzung ist sie zwei Jahre lang immer wieder unterwegs: "Ich habe ein diffuses, weiches Licht gesucht. Fast schon eine Studio-Stimmung – ohne Schatten", sagt die 32-jährige Münchnerin.

Fotografieausstellung über Münchner Subkultur
Die Profi-Fotografin mit Schwerpunkt "Reportage" hat sich für ihre Ausstellung und das Buch "NullAchtNeun" auf Spurensuche begeben: An Orte abseits des totsanierten Mainstreams, die im Gegensatz stehen zu dem geschleckten und pompösen München, das beworben wird. Lena Engel ist durch Münchens Brachen gestreunt. Ihre Motive sind die Schichten vieler Leben, wie an einer Abrissfassade am Viehhofareal.
Die poetische Irritation und Überraschung dabei ist Programm: Ist das ein Ort in Osteuropa, Berlin oder eine kleine Hafenstadt in Deutschland? Von Engels Freunden in Berlin hat keiner erraten, dass sie diese Momente und Stimmungen in München eingefangen hat, am Viehhof, im Kreativquartier: "Ich habe nichts inszeniert, sondern alles so vorgefunden", sagt die Fotografin. Der alte Porsche stand vor der früheren Tankstelle und Autowerkstatt "Metropol Garage" in der Georgenstraße, die heute der Metropol Kunstraum ist. Der stillgelegte Olympiabahnhof war nach 1972 nur kurz in Betrieb. Seither kommt die Natur zurück. Jugendliche nutzen die Kulisse als Foto- oder Filmspot.
"Ältere Münchner kennen dieses München. Altmünchner sagen, so war die Stadt, als es noch die Hinterhöfe vom Meister Eder und seinem Pumuckl gab", so Engel: "Das war auch meine Kindheit", erinnert sich die Fotografin aus der Maxvorstadt.

Schwer für Kreative: Münchens Überregulierung
Die Hälfte der von ihr fotografierten Oasen der Subkultur existiert nicht mehr: "Meine Fotos sind ein Manifest. Der Raum für ein freieres Leben und einen freieren Austausch verschwindet. Der Raum in der Stadt ist so begehrt und umkämpft. Viele Kreative ziehen weg, kaum neue kommen nach", kritisiert die Künstlerin.
Was sie neben der oft rein wirtschaftlichen Orientierung und Nachverdichtung am meisten stört: "Mich stört die extrem große Überregulierung." In der Georgenstraße hat sie den Projektraum "DIA", eine Art Galerie. Lena Engel beschwert sich: "Es gibt lauter Hürden, die es einem schwer machen: Müssen wir jetzt eine Markisensteuer zahlen, obwohl unsere Markise nicht funktioniert? Muss eine Ausschankgenehmigung sein? Man kann nichts einfach tun."

Die Künstlerin bedauert, dass selbst nicht-profitorientierte Kulturprojekte von Seiten der Behörden mit nennenswerten finanziellen Kosten und einem Verwaltungsaufwand verbunden sind, "der die Luft abschnürt und die Kreativität im Keim erstickt". Zu ihrem kleinen Galerieprojekt sagt sie: "Man muss schon sehr visionär sein, um sich das zuzutrauen".
Die Ausstellung "NullAchtNeun" von Lena Engel ist bis 5. Juli im BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung zu sehen (Herzog-Wilhelm-Straße 1). Am Dienstag, 28. Mai, 18 bis 19 Uhr, lädt die Fotografin zu einer Ausstellungsführung ein. www.lena-engel.de
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