Fotoautos: Big Google is watching you
MÜNCHEN - Vom Schreibtisch aus durch die Maximilianstraße fliegen und einen Blick in die Gucci-Auslage werfen: Das ist bald online möglich. Denn für die Funktion „Street View“ ihres Stadtplanprogramms Maps lässt die Internetfirma Google derzeit in München alle (!) öffentlichen Straßen fotografieren. Was Datenschützer davon halten.
Dafür fahren kleine, dunkle Autos mit Kameras auf dem Dach durch die Stadt und machen 360-Grad-Aufnahmen – damit im Internet ein zweites, virtuelles München entsteht. Die ganze Aktion ist ein wenig geheimnisvoll, denn Google-Sprecher Stefan Keuchel verrät weder, wie viele Autos wo und bis wann unterwegs sind, noch, wann genau die Straßenzüge im Netz zu sehen sein werden. Schließlich gebe es Mitbewerber, die etwa auf den „Software-Schatz“ in den Autos scharf seien.
Sicher ist nur soviel: „Bei Regen werden keine Aufnahmen gemacht, auch nicht in der Rush-Hour“, sagt Keuchel. Logisch, wer will sich schon den Münchner Stau im Internet anschauen? Deshalb sind Juli und August ideal, um die Stadt fotografisch festzuhalten – auch in den Straßen von Frankfurt und Berlin sind die Google-Fotoautos derzeit unterwegs.
„Street View“ ist die faszinierende Erweiterung von Google Earth – dabei sieht man die Welt nur von oben, Menschen bleiben eher kleine Punkte. Bei „Street View“ hingegen sind Personen, Häuser, Läden auf den Bildern sehr genau zu erkennen. Ein paar Mausklicks, und schon steht man vor Leuten auf dem New Yorker Broadway, springt rasch nach China Town oder dreht sich auf dem Times Square um 360 Grad: Bereits durch 40 US-Städte kann man online spazieren.
Allerdings sind Gesichter, Hausnummern und Autokennzeichen unkenntlich gemacht. „Face-Blurring“ nennt Google diese Technik – anhand der Kleidung und des Körperbaus kann natürlich doch noch jeder von seinen Bekannten erkannt werden. Anfangs waren die Bilder in den USA nicht verändert, erst nach Beschwerden retouchierte Google sie. Deshalb ist das Projekt bei Datenschützern und der Polizei nicht unumstritten.
Katharina Rieger