Forschungsprojekt: Kardinal Faulhabers Tagebücher für alle

„Die Kirche fürchtet die Wahrheit nicht” – und lässt Forscher an die Tagebücher des Bischofs
John Schneider |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Im Jahre 1917: Michael Faulhaber an seinem Schreibtisch.
Erzdiözese München und Freising 3 Im Jahre 1917: Michael Faulhaber an seinem Schreibtisch.
Im Jahre 1946: Faulhaber mit Papst Pius XII.
Erzdiözese München und Freising 3 Im Jahre 1946: Faulhaber mit Papst Pius XII.
Michael Faulhaber predigend bei der Grundsteinlegung von St. Pius.
Erzdiözese München und Freising 3 Michael Faulhaber predigend bei der Grundsteinlegung von St. Pius.

MÜNCHEN Lange Jahre waren sie in Pappkartons unterm Bett seines letzten Sekretärs Johannes Waxenberger verstaut. Der hatte zwar kein Recht dazu, hielt die 31 Besuchstagebücher von Kardinal Faulhaber aber bis zu seinem Tod im Jahre 2010 unter Verschluss. Jetzt soll ein Forschungsprojekt ein faszinierendes Fenster in die Geschichte öffnen und die Tagebücher für die Wissenschaft, aber auch die Allgemeinheit zugänglich machen.

Das ist der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) knappe 800000 Euro in den ersten drei Jahren wert. Die Tagebücher Faulhabers (Erzbischof von München und Freising von 1917 bis1952) sind in Gabelsberger Stenographie verfasst und müssen transkribiert werden. Sowohl das Original als auch die Transkription werden ab Herbst 2014 Stück für Stück für jedermann online einsehbar gemacht.

Lesen Sie auch: Kardinal Faulhaber: Kirche veröffentlicht Faulhaber Tagebücher aus NS-Zeit

Den Segen des amtierenden Kardinals haben die Wissenschaftler Hubert Wolf (Uni Münster) und Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte, München). Reinhard Marx freut sich, dass das wissenschaftliche Projekt dafür sorgen werde, „dass wir künftig bisher ungeahnte Einblicke in das Leben und Wirken meines bedeutenden Amtsvorgängers Michael Kardinal von Faulhaber erhalten”.
41 Jahre (1911-1952) Tagebuch zu führen, das nötigt Marx Respekt ab. Auch wenn er selber seit seiner Jugend Tagebuch führe. „Aber da geht es mehr um Geistliches”, sagt er und schmunzelt.
Dass Faulhaber eine durchaus widersprüchliche Gestalt war, weiß natürlich auch Marx. Dass sein Vorgänger zum Beispiel nach dem misslungenen Elser-Attentat Adolf Hitler beglückwünschte, könne aber auch Taktik gewesen sein. Vielleicht geben die Tagebücher ja hier eine Hilfe, hofft der Bischof.

Und er verteidigt Faulhaber. Die Faschisten selber hatten den Kardinal als unsicheren Kantonisten eingestuft. Zwei Mal sei er von der SS attackiert worden, erklärt Reinhard Marx.
„Die Kirche fürchtet die Wahrheit nicht”, glaubt Hubert Wolf. Nichts könne der Kirche mehr schaden als der Verdacht, etwas werde verschwiegen oder vertuscht, sagt auch der Bischof. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es notwendig ist, sich der ganzen Geschichte der Kirche zu stellen.” 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.