Formel Eins im Tunnel
MÜNCHEN - Moderator Kai Böcking („Deutschland kocht“) rast mit seinem Porsche elf Mal in die Radarfalle in Aubing – jetzt hat er gegen Münchens gemeinsten Blitzer vor dem Amtsgericht geklagt: jetzt wird ein Zusatzschild aufgestellt.
Viereckig, klein, in der Mitte eine schwarze Scheibe – „TraffiStar S 330“ heißt der Kasten. Er hängt seit dem 1. März 2008 im Aubing Autobahntunnel A 96 und ist Münchens gemeinste Radarfalle. Denn sie funktioniert ohne sichtbares Blitzlicht.
In wenigen Tagen elfmal geblitzt
TV-Moderator Kai Böcking (44) gehörte zu den Ersten, die am 1. März erwischt wurden. Er wurde mit seinem Porsche auf dem Weg zur Arbeit im Tunnel fotografiert. In wenigen Tagen raste Böcking insgesamt elf Mal mit über 100 Sachen (erlaubt sind 80) in die Geschwindigkeitsfalle, deren rotgreller Infrarotblitz durch eine schwarze Scheibe völlig unsichtbar wird.
Folge: „Dass mein Mandant überhaupt geblitzt wurde, merkte er erst, als der erste Bußgeldbescheid über 150 Euro und einem Monat Fahrverbot mit der Post kam“, sagt sein Anwalt Siegfried Spatzl. Deshalb klagte der bekannte „Formel Eins“-Moderator gestern vor dem Münchner Amtsgericht auf Einstellung der Bußgeldverfahren.
Rechtlich steht der Blitzer auf wackligen Füßen
Rechtlich steht der Tempomesser auf wackeligen Füßen. Der Grund: Im Tunnel gilt Tempo 80. Böcking, der in Gröbenzell wohnt und bei Lochhausen auf die A 96 einfährt, kann das Schild am Tunnelanfang schlecht sehen, weil er praktisch erst im Tunnel auf die Autobahn einfädeln kann. Eine Goldgrube für den Freistaat. Binnen zwei Wochen wurden 2500 Raser erwischt. Viele sind Wiederholungstäter, weil sie vom „unsichtbaren Blitz“ nichts gemerkt haben und nicht entsprechend gewarnt sind.
Die Polizei kennt das Problem. Ein zusätzliches Geschwindigkeitsbegrenzungsschild sollte in der Röhre angebracht werden. Aber die zuständige Autobahninspektion Süd weigerte sich bis jetzt. Wie die AZ erfuhr, soll bald eine Lösung kommen. Bis das Zusatzschild hängt, fand die Bayerische Justiz eine stilles Agreement. „Wer täglich zur Arbeit durch den Tunnel muss und wie mein Mandant bereits mehrmals erwischt wurde, muss höchstens zwei Bußgeldbescheide bezahlen“, sagt Rechtsanwalt Spatzl. Böcking zahlte insgesamt 500 Euro Buße und musste zwei Mal für einen Monat den Führerschein abgeben.
Das letzte Verfahren wird eingestellt
Das heimliche Abkommen soll zustande gekommen sein, weil auch Justiz-Mitarbeiter im Tunnel erwischt worden sind. Amtsrichterin Eppelein-Habers stellte gestern ein Verfahren ein, bei dem Böcking mit 43 km/h (100 Euro Buße, ein Monat Fahrverbot, drei Punkte in Flensburg) zu viel im Tunnel erwischt wurde.
Anwalt Spatzl, der die Einstellung der meisten Bußgeldbescheide erreichen konnte, sagte: „Das letzte Verfahren wird im November verhandelt und auch eingestellt.“
th