Forderte Entführer 2,5 Millionen Euro Lösegeld?

Dramatische Entführung in München. Die Mutter von zwei Kindern wird verschleppt. Auf einem Parkplatz gelingt ihr die Flucht. Der bewaffnete Täter entkommt unerkannt. Er soll 2,5 Millionen Euro Lösegeld gefordert haben.
von  Nina Job, Ralph Hub
Die Polizei fahndete mit Spürhunden nach dem Erpresser. Bisher fehlt weiter jede Spur.
Die Polizei fahndete mit Spürhunden nach dem Erpresser. Bisher fehlt weiter jede Spur. © dpa

München - Am Mittwoch in der Früh kurz vor 9 Uhr ruft ein Zeuge aufgeregt in der Einsatzzentrale der Polizei an: „Ein Mann bedroht eine Frau auf einem Supermarktplatz im Westend mit einer Waffe.“ Minuten später schwärmen schwer bewaffnete Spezialkräfte der Polizei aus.

Ein Spezialeinsatzkommando, kurz SEK, trifft Minuten später am Tatort nahe der Donnersbergerbrücke ein. Auf dem Parkplatz des Lidl und DM-Marktes an der Westendstraße stoßen die Beamten auf eine völlig verstörte Frau aus dem Landkreis München.

Zeugen berichten von einem Streit zwischen der Frau und einem bewaffneten Mann. Worum es dabei ging, wissen sie nicht. Die Frau habe sich schließlich losreißen können und um Hilfe gerufen. Der Täter flüchtet, als er die Augenzeugen bemerkt.

 

Eine Großfahndung wird eingeleitet

 

Sofort läuft eine Großfahndung nach ihm an. Die Gegend wird systematisch abgeriegelt. Über dem Westend kreist am Vormittag stundenlang ein Polizeihubschrauber.

Am Boden durchsuchen Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag die Grundstücke im Umfeld der Westendstraße. Speziell ausgebildete Spürhunde, so genannte Mantrailer, versuchen, die Spur des Verdächtigen aufzunehmen.

Die Polizisten fahnden nach einem Mann mit einem schwarzen Rucksack. Er spricht Berliner Dialekt, ist etwa 50 Jahre alt, schlank und trägt einen Vollbart. Gekleidet ist er mit dunkler Jacke und einer dunklen Hose. Auf dem Kopf trägt er eine schwarze Mütze.

Bei der Fahndung werden sogar die Busfahrer der MVG eingebunden. Man suche nach einem Geiselnehmer, heißt es. Das Opfer, die 46-jährige Ehefrau eines Sparkassenmanagers, steht unter Schock. Ihr Auto, ein silberfarbener VW Polo, steht im hinteren Teil des Parkplatzes.

Stockend erzählt sie von dem bewaffneten Mann. Sie kenne ihn nicht, sei ihm noch nie zuvor begegnet.

 

Sohn des Opfers wurde gefesselt

 

Schnell verbreitet sich im Westend die beunruhigende Neuigkeit: Die Frau sei entführt worden, erzählen Zeugen. Der Täter habe der 46-Jährigen am Morgen zu Hause im Münchner Osten aufgelauert. Der Mann habe den Sohn der Frau gefesselt und in deren Wohnung zurückgelassen, will ein Zeuge erfahren haben. Der Täter hat die Frau offenbar gezwungen, in ihr Auto zu steigen und in die Stadt zu fahren. Das Opfer hat am Steuer gesessen und der Entführer sie vom Beifahrersitz aus in Schach gehalten, heißt es.

Die Polizei will diese Informationen nicht bestätigen. „Wir können derzeit dazu noch keine Angaben machen“, sagte Polizeisprecher Thomas Baumann gestern.

 

Überwachungskamera filmt Täter auf der Flucht

 

Trotz weiträumiger Absperrung kann die Polizei den mutmaßlichen Entführer nicht fassen. Doch es gibt ein Video von ihm. Auf seiner Flucht rennt der Mann über das Gelände der Firma Automobile Häusler. Dabei wird er von einer automatischen Überwachungskamera gefilmt. „Die Polizei hat die Aufnahmen sichergestellt“, berichtet ein Mitarbeiter der AZ. Die Aufnahmen wurden von der Staatsanwaltschaft zunächst nicht zur Veröffentlichung freigegeben.

Die Spurensicherung hat unterdessen den VW Polo des Opfers untersucht. Dabei ist es offenbar auch gelungen, DNA-Material des Täters sicherzustellen. Trotzdem konnte der Mann zunächst nicht identifiziert werden. Er ist noch immer auf der Flucht.

 

Lösegeldforderung

 

Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll der Täter in einem Erpresserbrief 2,5 Millionen Euro Lösegeld gefordert haben. Die Polizei bestätigte am Donnerstagmorgen lediglich, es habe eine "Bedrohungslage" gegeben.

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