Football in München: Laminieren, nicht lamentieren

Die Munich Cowboys treffen im Derby auf die Rangers. Der Hype um Football ist in München noch nicht angekommen. "Konkurrenz ist riesig".
von  Alexander Maier
Schuften für die Football-Bundesliga: Das Team der Munich Cowboys beim Training.
Schuften für die Football-Bundesliga: Das Team der Munich Cowboys beim Training. © A. Maier

München - Kurz vor Beginn des Football-Trainings fängt Werner L. Maier, Präsident der Munich Cowboys, zwei seiner amerikanischen Importspieler ab: "Habt ihr morgen Zeit, um mit mir Eintrittskarten zu laminieren?"

Wenn es am Samstag um 16 Uhr im Dantestadion zum ersten Stadtderby seit 25 Jahren zwischen den Munich Cowboys und den Munich Rangers kommt, ist Maier auf die Mithilfe aller angewiesen. Er rechnet mit rund 1.000 Zuschauern beim Freundschaftsspiel. Für Münchner Verhältnisse viel – im internationalen Vergleich nicht der Rede wert.

Zum Vergleich: Beim Super Bowl im Februar, dem Finale der amerikanischen NFL, kamen 71.500 Zuschauer ins Stadion, 1,6 Millionen Menschen saßen allein in Deutschland vor dem Fernseher. Doch wieso macht sich dieser Hype rund um American Football nicht bei den Zuschauerzahlen in München bemerkbar? Immerhin spielen die Munich Cowboys in der GFL, der Football-Bundesliga.

"Die Konkurrenz hier in München ist einfach riesig"

Maier hat dafür eine simple Erklärung: "Die Konkurrenz hier in München ist einfach riesig. Die Basketballer müssen auch die ganze Stadt plakatieren, um ihre Halle zu füllen." Dafür fehlen den Cowboys die Mittel. Allgemein sind die Bedingungen für Football in München nicht ganz einfach, beklagt der US-amerikanische Cheftrainer Garren Holley: "Letzten Samstag hatten wir ein Trainingscamp. Wir mussten auf einen ramponierten Bolzplatz, während ein Fußball-Jugendteam den Kunstrasen hatte und andere Plätze auf dem Gelände frei waren. Wir sind ein Bundesligateam, ich würde mir etwas mehr Respekt von der Stadt wünschen."

Dazu kommt, dass die Cowboys mittlerweile sieben Mannschaften unterbringen müssen, angefangen bei den Kindern in der U11. Und zumindest beim Nachwuchs macht sich der Hype bemerkbar. Dies gilt nicht nur für Quantität, sondern auch für Qualität. "Wir haben einige Spieler hier in München, die im Sommer nach Amerika gehen werden", erklärt Holley. Dort besuchen sie Camps oder werden von Universitäten gescoutet. "Der Unterschied zu den Amis wird immer kleiner, es gibt unglaublich viele Talente bei uns," sagt Holley.


Garren Holley, der Cheftrainer der Munich Cowboys. Foto: M. Cowboys

Football in Amerika steht für: ausverkaufte Sport-Tempel, Abermillionen-Verträge, unzählige Fans. Das Nonplusultra für jeden Sportler. Freilich wird man solche Verhältnisse in Deutschland, dem Land des Fußballs, wohl nie erreichen können. Laut Holley ist es aber eines seiner größten Ziele, die Bedingungen für seine Spieler professioneller zu gestalten: "Momentan können nur unsere Importspieler aus den USA vom Football leben. Aber auch die Jungs aus Deutschland spielen auf sehr hohem Niveau. Wir müssen unbedingt erreichen, dass auch sie von ihren Leistungen profitieren."

Um dies zu ermöglichen, möchte Werner Maier seine Munich Cowboys wieder zu altem Glanz führen: "Wir wurden 1993 Deutscher Meister, hatten damals rund 5000 Besucher pro Spiel." Bis dahin liegt viel Arbeit vor den Verantwortlichen der Cowboys. Vielleicht braucht es in Zukunft dann mehr als zwei Spieler, um die Eintrittskarten zu laminieren.

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