Flugroboter und Seilbahnen: Die Zukunft der Mobilität in München

München - Individueller ÖPNV – eigentlich sind das zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. Doch genau darin sieht Klaus Bogenberger, Professor für Verkehrstechnik an der Bundeswehr-Universität in München, eine Lösung für die überfüllten Straßen und den ausgelasteten ÖPNV in München.
Autonom fahrende E-Taxis, die man sich mit Fremden teilt: Was nach Material für einen Science-Fiction-Film klingt, ist für den Verkehrstechnik-Professor ein konkreter Lösungsansatz für die Mobilität in der Stadt. Und die liegt nicht in so weiter Ferne, wie es auf Anhieb scheinen mag.
Bundeswehr-Uni erforscht Mobilität der Zukunft
Denn die Münchner Bundeswehr-Uni untersucht mit dem Karlsruher Institut für Technologie derzeit, ob ein solcher individueller ÖPNV klappen könnte. Zwar zunächst in Hamburg und noch mit Fahrer statt autonom, jedoch bereits live am Nutzer: derzeit mit immerhin schon 100 Fahrzeugen – schon bald soll mit Hunderten weiteren aufgestockt werden.

Ein Prinzip, das sich laut Bogenberger 1:1 auf München übertragen lässt. Denn er findet, dass sich hier dringend etwas tun muss. "Jahrelang wurde das Wachstum der Stadt verkehrsmäßig unterschätzt. Die Stadt ist in der Zeit einfach viel stärker gewachsen, als vorhergesehen", so der Professor. Die ÖPNV-Systeme und die Straßen seien in München jedoch längst nicht für so viele Menschen ausgebaut, "deshalb staut sich alles in der Mitte der Stadt", analysiert der Verkehrs-Experte.
Die elektronisch betriebenen Taxis, die in Zukunft noch dazu autonom fahren sollen, wären nicht nur grüner. Da mehrere Fahrgäste mit ihnen gleichzeitig fahren, sorgen sie auch für leerere Straßen.
Ein Roboter-Taxi direkt vor der Tür
Das Prinzip: Per App bestellt der Nutzer die Fahrt - und gibt auch ein, wo es hingehen soll. Das Roboter-Taxi kommt direkt vor die Haustür – oder an einen anderen Wunsch-Ort. Christoph Ziegenmeyer, Sprecher der VW-Tochter Moia, dem Hersteller der Sammeltaxis, erklärt: "Wir wollen die gleiche Flexibilität erreichen, die das private Auto bietet. Denn die Zielgruppe sind vor allem Noch-Autofahrer."
In Großstädten müsse man eh oft mehrere Minuten zum eigenen Auto laufen. So lange solle es auch höchstens dauern, bis man im Sammeltaxi sitzt. Die Kosten für eine Fahrt variieren nach Länge, seien aber deutlich günstiger als eine Taxifahrt. "Der ÖPNV soll das günstigste Verkehrsmittel bleiben", findet Ziegenmeyer.
Chance auch für Randgebiete
Klaus Bogenberger vermutet: "Den Mitte-60-Jährigen, der schon immer Auto gefahren ist, wird man wohl kaum mehr davon überzeugen können, das Autofahren aufzugeben." Für München sieht er in dem Sammeltaxi-Dienst trotzdem eine enorme Chance. "Zum einen in der viel zu vollen Innenstadt, aber auch in den Randgebieten."
Bogenberger: "In München würde sich das System vor allem im urbanen Bereich anbieten – also innerhalb des Autobahnringes." Doch auch ein Dienst bis zum Flughafen würde aus Sicht des Verkehrstechnik-Profs Sinn machen.
Mit der Drohne über der Stadt fliegen
Klaus Bogenberger von der Bundeswehr-Uni plädiert für ferngesteuerte Flugtaxis. Was tun, wenn es auf den Straßen Münchens zu voll wird? Darauf hat Verkehrstechnik-Professor Klaus Bogenberger von der Bundeswehr-Universität eine klare Antwort: "Den Verkehr in die Luft verlagern."
Zum einen mit Seilbahnen als Verbindung etwa von S-Bahnstrecken. Sein Argument dafür: "Dort oben gibt‘s keinen Stau und eine Seilbahnlinie kann man bei Bedarf leichter wieder ab- oder umbauen, als eine Straße oder S-Bahnlinie."
Professor plädiert für Flugtaxis
Doch Bogenberger hat auch einen abgefahreneren – oder vielmehr abgeflogenere – Idee für München: Flugtaxis! Er meint damit Personendrohnen, die Fahrgäste ferngesteuert von A nach B befördern. "Man kann damit ländliche Regionen ganz anders an München anbinden", so Bogenberger.
Doch ist das nicht wahnsinnig teuer? "Eine Strecke wie die vom Hauptbahnhof zum Flughafen würde etwa 100 Euro kosten." Das sei zwar als Verkehrsmittel für den Durchschnitts-Münchner viel zu teuer, könne aber neue Möglichkeiten für Profis in Zeitnot eröffnen – etwa für Notärzte oder andere Spezialisten, die sich einen Stau auf den vollen Straßen nicht leisten können.
Einen Verkehrsinfarkt, so Bogenberger, den habe München zwar schon längst, allerdings gelte es jetzt, alles Erdenkliche zu tun, um zu vermeiden, dass der sich weiter ausbreitet.
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