Flughafen-Panne: München in der Kritik

München nach dem Chaos auf dem Flughafen. Der Bundesinnenminister erklärt die Pannenserie zur Chefsache, Politiker fordern mehr und besseres Personal. Sündenbock ist die Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes, die den Mann entwischen ließ
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Hunderte annullierte und verspätete Flüge am Mittwoch in München
dpa Hunderte annullierte und verspätete Flüge am Mittwoch in München

MÜNCHEN - München nach dem Chaos auf dem Flughafen. Der Bundesinnenminister erklärt die Pannenserie zur Chefsache, Politiker fordern mehr und besseres Personal. Sündenbock ist die Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes, die den Mann entwischen ließ

Fehler und Ungereimtheiten: München hat sich mit dem Terror-Chaos am Flughafen blamiert - noch immer ist der Mann, dessen Laptop am Mittwoch Nachmittag Sprengstoffalarm ausgelöst hatte, verschwunden. Nach dem Alarm sollte er seinen Laptop noch einmal kurz untersuchen lassen - doch tauchte im Getümmel ab. Ganz Deutschland schaut kopfschüttelnd auf München: „Natürlich ist das ein Imageverlust für den Flughafen, wenn es heißt: In München kann man trotz Alarm einfach mit seinem Laptop durchmarschieren“, sagt Robert Wilhelm, der Sprecher des Flughafens. „Unser Ruf ist ramponiert.“

Eine ganze Reihe von Fragen drängen sich auf: Wie konnte er entkommen? Wieso sind nach dem Alarm so viele Flugzeuge ungehindert gestartet? Brauchen wir anderes Personal, mehr Personal oder überhaupt andere Sicherheitsregeln an unseren Flughäfen? Bundesinnenminister Maizière hat die Sicherheitspanne zur Chefsache erklärt. Er nehme den Vorfall „sehr ernst“. Der Minister kündigte eine gründliche Aufklärung an.

Die Regierung von Oberbayern, verantwortlich für die Luftsicherheit, liefert eine Erklärung: menschliches Versagen. Die Sicherheitsbeschäftigte, die den Mann hat entkommen lassen. „Sie hätte ihn nicht aus den Augen lassen dürfen“, sagte Christoph Hillenbrand, der Regierungspräsidenten von Oberbayern. „Das ist eindeutig so vorgeschrieben, so wird geschult“, betonte der Behördenleiter. „Dieser Fehler darf nie passieren, aber er darf sich auch nie wiederholen.“ Der Vorfall sei ein guter Anlass, die „Dinge auf die Rüttelplatte zu stellen.“

Der Vorfall heizte die Debatte um die Sicherheit an Flughäfen an. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) mahnte: „Wir brauchen ausreichend gut qualifiziertes Personal an den Flughäfen.“

In die Kritik geraten sind nun die Bediensteten von Sicherheitsdiensten. „Wenn man jemanden kontrolliert, muss man ihn auch festhalten können“, sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft der im Flughafen eingesetzten Bundespolizei, Josef Scheuring. „Eine derartige Sicherheitslücke kann sich ein Airport nicht leisten.“ Scheuring wies auch darauf hin, dass in Sicherheitsdiensten oft sehr schlecht gezahlt wird.

Auch die bayerische SPD verlangt eine genaue Prüfung. SPD-Innenexpertin Helga Schmitt-Bussinger: „Wir müssen prüfen, ob hier ausreichend Personal eingesetzt ist und ob dieses gut ausgebildet und angemessen bezahlt ist. An der Sicherheit darf nicht gespart werden“, fügte die Abgeordnete hinzu. „Hier liegt ein eklatantes Versagen der Sicherheitseinrichtungen vor. Der Vorfall zeigt, wie anfällig unsere Sicherheitssysteme sind, und dass wir für den Ernstfall nicht ausreichend gewappnet sind.“

Auch die Diskussion um Nacktscanner ist nun wieder im Gang. Innenminister Thomas de Maizière betonte, der Vorfall in München habe gezeigt, dass man für die Sicherheit im Flugverkehr sowohl Technik als auch die Kontrollen durch das Personal brauche. Im konkreten Fall hätte der Nacktscanner zwar nichts gebracht. De Maizière schließt Körperscanner aber nicht aus. „Wenn es ein entsprechendes Gerät gibt, das die Persönlichkeitsrechte wahrt, hab' ich damit kein Problem“, sagte er. Zunächst schlägt er eine freiwillige Nutzung vor. Man könnte die Fluggäste entscheiden lassen, ob sie die schnellere Überprüfung mit dem Scanner oder eine Leibesvisitation wollten.

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