Flughafen München: Start(bahn)-Schwierigkeiten
München - Der Flughafen München präsentiert seine Halbjahresbilanz – und nutzt die Gelegenheit, um für die dritte Start- und Landebahn zu werben. Michael Kerkloh, Vorsitzender der Geschäftsführung des Flughafens, betont: „Der Ball liegt nun im Feld der Politik.“ Er wartet auf die Entscheidung der Stadt München, die ihre Zustimmung zu dem Projekt seit dem Bürgerentscheid von 2012 verweigert: Damals hatten die Münchner Bürger gegen die dritte Bahn gestimmt.
An diese Entscheidung sieht sich Oberbürgermeister Dieter Reiter gebunden, das betont er seit Jahren. Eine dritte Startbahn wird es ohne erneutes Bürgervotum nicht geben – und das Votum nur, wenn „sich die Rahmenbedingungen wie die Anzahl der Starts und Landungen grundlegend und dauerhaft ändern“, so Reiter bereits 2015.
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Flughafen-Geschäftsführer Kerkloh sieht das anders: Die Weiterentwicklung des Flughafen „hängt zweifelsohne davon ab, ob und wie wir die dritte Startbahn realisieren können“. Denn: Der FlughafenNeuer Fluggast-Rekord
Ende April ging das neue Satellitenterminal in Betrieb, in dem so viele Passagiere wie am kompletten Kölner Flughafen abgefertigt werden können – elf Millionen Menschen pro Jahr. Sein „Baby“, wie Kerkloh das Projekt liebevoll nennt, leidet zwar derzeit noch „an ein paar kleineren Kinderkrankheiten“, läuft aber seit Anfang Juli mit voller Kapazität.
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So können noch mehr Passagiere den Münchner Flughafen nutzen. Mit 20 Millionen Fluggästen im ersten Halbjahr 2016 ist ein neuer Rekord erreicht. Außerdem durchliefen vier Prozent mehr Luftfracht den Flughafen Franz Josef Strauß – das entspricht einem Zuwachs von sechs Tonnen. Die Anzahl der Beschäftigten ist ebenfalls gestiegen: Knapp 35.000 Angestellte arbeiten laut Beschäftigtenerhebung 2015 am Flughafen in Freising.
AZ-Kommentar zur dritten Startbahn
Als „enorm wichtiges Thema“ für die kommenden Jahre bezeichnet der Flughafen-Geschäftsführer die Seuchenvorsorge, auch wenn er den Münchner Flughafen in Sachen Zika-Virus & Co. für gut vorbereitet hält. Auch in Fragen der Sicherheit sieht Kerkloh keinen akuten Handlungsbedarf: „Die Sicherheitsstandards an den europäischen Flughäfen sind völlig ausreichend.“ Er spricht sich gegen Passagierkontrollen außerhalb der Terminals wie in Istanbul aus: „Man muss intelligenter an die Sache rangehen“, sagt er – und beispielsweise Profiler einsetzen. Judith Eisinger