Flughafen München: Sprengstoffsuchgeräte aus Verkehr gezogen

Jeder, der fliegt, muss durch: Sprengstoffsuchgeräte sollen verhindern, dass eine Bombe an Bord geschmuggelt wird. Doch die Geräte gefährden womöglich die Gesundheit des Personals. Am Flughafen München wurden sie aussortiert. Das hat Folgen für die Passagiere.
München - Nach der Pannenserie um womöglich gesundheitsgefährdende Sprengstoffsuchgeräte am Münchner Flughafen dauert die Abfertigung der Passagieren derzeit länger. Der Grund: Die Ersatzdetektoren arbeiten langsamer. Das Verkehrsministerium in München sprach am Dienstag von maximal zehn Minuten mehr Wartezeit. Schon bald soll ein anderer Gerätetyp eingesetzt werden, der aber erst noch auf mögliche Gesundheitsgefahren getestet wird.
Seit Bekanntwerden der Probleme mit den Sprengstoffsuchgeräten im Sommer meldeten sich bereits 200 Mitarbeiter des staatlichen Sicherheitsdienstes SGM krank. Dies geht aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Benno Zierer von den Freien Wählern hervor. Bisher sind dem Ministerium 71 Fälle bekannt, bei denen Beschäftigte zur ambulanten oder stationären Behandlung in Krankenhäuser gingen, wie der "Münchner Merkur" (Dienstag) berichtet. Was dem Personal genau fehlt, konnte demnach noch nicht ermittelt werden.
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Die Mitarbeiter klagten jedoch schon unmittelbar nach dem ersten Einsatz neuer Detektoren über massive Geruchsbelästigungen. Während der Hersteller den Gestank als sogenannten "Neugeruch" abtat und einen Ausstoß von Schadstoffen ausschloss, ergab eine Messung der Firma Dekra Belastungen unter anderem mit Formaldehyd. Von einem Weiterbetrieb der Geräte wurde dringend abgeraten.
Der Hersteller zweifelt die Messwerte an. Dennoch wurden alle fast 70 Geräte weggesperrt. Zugang haben nur Polizei und Staatsanwaltschaft, die ermitteln und Anfang November neue Messungen veranlassten. Das Ergebnis liegt nach Auskunft des Verkehrsministeriums noch nicht vor.
Allerdings liegt dem Luftamt Südbayern die Stellungnahme eines Institutes der Ludwig-Maximilians-Universität in München vor. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass "außer kurzzeitigen Irritationen durch die eingesetzten Geräte weder Gesundheitsbeeinträchtigungen noch gar Langzeitschäden zu befürchten" seien, so das Ministerium.
Die Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München (SGM) mit fast 1400 Mitarbeitern ist ein Unternehmen im alleinigen Eigentum des Freistaats. Am Nürnberger Flughafen gab es nach Ministeriumsangaben nur vereinzelt Beschwerden über Gerüche der Sprengstoffsuchgeräte. Gesundheitsprobleme seien der Behörde nicht bekannt. Auch von den Airports in Frankfurt, Düsseldorf, Köln/Bonn und Hannover sind bis jetzt keine Beschwerden von Mitarbeitern, die an den Detektoren eingesetzt werden, bekannt.