Flughafen: Ärger um die dritte Startbahn

MÜNCHEN - Der OB sagt, die Finanzierung ist nicht gesichert. Aber - Bei der Flughafen München GmbH (FMG) kann man die Aussagen des Oberbürgermeisters nicht nachvollziehen.
Das umkämpfte Projekt „3. Startbahn“ am Flughafen könnte sich um Jahre verzögern – davon geht zumindest OB Christian Ude aus.
Der Hintergrund seiner Einschätzung: München besitzt einen Anteil von 23 Prozent am Flughafen. Gemeinsam mit Bund und Land hatte die Stadt der Flughafen-Gesellschaft seinerzeit geholfen, den neuen Airport zu bauen. Inzwischen ist ein handfester Streit um die Rückzahlung entbrannt, konkret um die Restsumme von 113 Millionen Euro (AZ berichtete). Der Stadtrat hatte es abgelehnt, dass die Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital umgewandelt werden.
Was heißt das für die Finanzierung der dritten Startbahn? Dazu meldete sich jetzt OB Ude zu Wort: Der Flughafen habe selber ausgeführt, dass die Umwandlung der gewährten Darlehen in Eigenkapital erforderlich sei, um das Projekt zu finanzieren. Doch die Stadt zieht da nicht mit. „Meiner Kenntnis nach wird sich deshalb eine mehrjährige Pause, also ein Moratorium beim Projekt der dritten Startbahn ergeben.“ Die Finanzierung sei vermutlich mehrere Jahre nicht gesichert.
Die SPD-Stadtratsfraktion stellte gestern aber noch einmal klar, dass sie nach wie vor grundsätzlich zu dem Projekt steht.
Bei der Flughafen München GmbH (FMG) kann man die Aussagen des Oberbürgermeisters nicht nachvollziehen. „Die Finanzierung ist gesichert“, erklärte Sprecher Ingo Anspach, „auch unabhängig von der Frage, ob die Darlehen in Eigenkapital umgewandelt werden oder nicht“. Die FMG könne die Kosten stemmen – aus dem Cashflow und über den Kapitalmarkt.
Auch vom Bedarf der Bahn ist man am Flughafen immer noch voll überzeugt. „Zu Stoßzeiten haben wir schon jetzt keine Kapazitäten im Bahnsystem mehr.“ Pro Stunde könnten 90 Starts und Landungen abgewickelt werden, in Zeiten von Verkehrsspitzen liege die Nachfrage aber bei 110 Starts und Landungen. Trotz Krise. Für heuer erwartet die FMG bereits wieder ein „moderates Wachstum“.
Für Verärgerung hatten die Ausführungen des Oberbürgermeisters in den Reihen der CSU gesorgt. Der Freistaat hatte bereits Bereitschaft signalisiert, seinen Darlehensanteil der FMG als Eigenkapital zu überlassen. Der CSU-Wirtschaftsexperte Erwin Huber zog gestern gegen den OB vom Leder. „Es ist falsch und kurzsichtig, die dritte Startbahn in Frage zu stellen“, sagte er der AZ. „Ude geriert sich als Populist.“ Das Ganze sei eine „Flucht aus der politischen Verantwortung.“ lj