Flug über München: Die AZ hebt im legendären Wellblech-Flieger ab

100 Jahre Junkers F 13, der erste zivile Flieger aus Metall. Zum runden Jubiläum ist die AZ abgehoben und über München geflogen.
von  Paul Nöllke
Die Piloten: Dieter Morszek und Kurt Waldmeyer.
Die Piloten: Dieter Morszek und Kurt Waldmeyer. © Paul Eschbach

München - Plötzlich knallt es. Rauch zieht am Flugzeugfenster vorbei, in der Fahrgastkabine breitet sich leichte Nervosität aus. Doch der Nachbau der 100 Jahre alten Junkers F 13 rollt ungeniert zur Startbahn, gibt Gas – wir heben ab.

Die Junkers F 13 war 1919 das erste zivile Flugzeug aus Metall – und begründete so die moderne Luftfahrt. "Das war für uns der Anlass, der Junkers eine Sonderausstellung zu widmen", erzählt Gerhard Filchner, Leiter der Flugwerft Schleißheim. Im Ausstellungsraum der Werft steht der Nachbau eines Cockpits, kleine Modelle zeigen, wie primitiv die Passagierflugzeuge vor der Junkers waren. "Das waren meist nur umgebaute Flugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg, oben offen, mit Platz für einen oder zwei Passagiere", erklärt Bernd Junkers, der Enkel des Flugzeugingenieurs Hugo Junkers. "Mein Großvater war mit der F 13 schon ein Visionär."

Der Wellblech-Flieger landet mit lautem Knattern

Während wir durch die kleine Ausstellung gehen, blicken wir aus den großen Fenstern der Flugwerft immer wieder auf die Landebahn: "Ist sie schon da?", "Nein, noch nicht."

Als "sie" dann kommt, hören wir sie, lange bevor wir sie sehen. Das laute Knattern des Pratt&Whitney-Motors dringt in die Ausstellungshalle. Als das silberne Flugzeug dann vor den Toren der Flugwerft zum Stehen kommt, lehnen sich die Piloten Dieter Morszek und Kurt Waldmeyer lässig aus dem offenen Cockpit.

Die Piloten: Dieter Morszek und Kurt Waldmeyer.
Die Piloten: Dieter Morszek und Kurt Waldmeyer. © Paul Eschbach

"Willkommen an Bord", sagt Morszeck, als wir über die kleinen Stufen auf dem Wellblechflügel in den Flieger steigen. Die Kabine ist mit braunem Leder verkleidet und mit beigen Teppich ausgelegt. An der Vorderwand, hinter einem kleinen Fenster, sitzen Morzeck und Waldmeyer. Beide lassen sich beim Fliegen über die Schulter schauen.

Weitere Wellblech-Flieger sollen gebaut werden

Morszeck ist der Mann, der 2013 die "Junkers Flugzeugwerke AG" wieder gegründet hat. Er hat die Junkers, in der wir sitzen, nachbauen lassen – und will sie in Zukunft wieder serienmäßig herstellen. Ein zweiter Nachbau steht vor dem Erstflug, ein Dritter ist im Bau. "Das ist noch das richtige Fliegen", schwärmt er über seinen Blechflieger.

Diese alte Junkers ist (restauriert) ab 2021 wieder im Deutschen Museum zu sehen.
Diese alte Junkers ist (restauriert) ab 2021 wieder im Deutschen Museum zu sehen. © Deutsches Museum

Eigentlich war seine F13 für den Winter schon eingemottet. Doch als sich Junkers-Enkel Bernd bei Morszeck meldete und ihm von der Sonderausstellung erzählte, machte Morszeck seine Junkers flugs wieder flugbereit und flog zur Eröffnung nach München.

Bevor wir unseren Flug beginnen, müssen wir noch tanken. Durch eine kleine Öffnung am Flügel wird der Treibstoff eingefüllt. Jetzt soll es losgehen. Der Motor springt an, dann der besagte Knall und weiße Rauch. Anscheinend ist das aber kein Grund zur Sorge. Morzeck nimmt Kurs auf die Startbahn, beschleunigt und hebt ab.

Mit der Junkers F 13 zu fliegen macht Spaß

Durch das Fenster zum Cockpit strömt kühle Luft in die Kabine, es riecht nach Leder, Öl und Flugbenzin, der Motor dröhnt. Am Fenster zieht der Olympiaturm vorbei, schräg unten liegt das Westend und die AZ-Redaktion, es folgen die Frauenkirche und weit hinten die Allianz Arena.

Die Ledersitze sind bequem. Und auch der Motorenlärm und der Wind, der einem durchs Fenster ins Gesicht bläst, sind auszuhalten. Keine Frage, mit der Junkers, die ausschaut wie die kleine Schwester der "JU52" zu fliegen, macht Spaß!

Lesen Sie auch: Deutsche Bahn erhöht die ICE-Verbindungen München-Berlin

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.