Flucht vor Räuber: Rentner springt aus Fenster

Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor Gericht. Er soll Albert M. in seinem Schlafzimmer eingesperrt haben. An das versteckte Geld kam der 41-Jährige nicht ran – weil er zu klein ist
von  Torsten Huber
Angeklagt: Autohändler Janis Z. (41) vor Gericht.
Angeklagt: Autohändler Janis Z. (41) vor Gericht. © Torsten Huber

MÜNCHEN Albert M. hat Schmerzen im Rücken, kann sich nicht bücken und keine 100 Meter am Stück gehen: „Im März muss ich wieder ins Krankenhaus“, sagt der 82-jährige Rentner. „Dann wird mir die Eisenplatte, die meine Wirbelsäule stützt, entfernt.“ Der ehemalige Antennenbauer ist in seiner eigenen Aubinger Doppelhaushälfte von einem Räuber überfallen worden. Auf der Flucht seilt er sich aus dem zweiten Stock ab und stürzt vier Meter in die Tiefe. Zwei Wirbelbrüche zieht er sich zu und der Täter kann von der Polizei noch im Haus festgenommen werden.

Jetzt steht der Autoverkäufer Janis Z. (41) wegen schweren Raubes und vorsätzlicher Körperverletzung vor dem Münchner Landgericht München. Der Angeklagte: „Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich habe ein schweres Alkoholproblem, kann nicht sagen, ob ich in dem Haus war.“ Nach den Ermittlungen reist Janis Z. mit einem Komplizen im Juni 2011 aus Riga (Lettland) nach München an. Janis Z. sagt: „Ich wollte hier ein Auto kaufen. Passat, Golf und Audi sind bei uns sehr beliebt.“ Dies ist vermutlich nur eine Schutzbehauptung.

Denn Rentner Albert M. hebt vor der Tat 8000 Euro bei seiner Bank ab: „In der Bank sah ich zwei Männer, die mich beobachtet haben. Mit dem Geld wollte ich Möbel kaufen und die Handwerker bezahlen, die den Boden in meinem Haus neu gemacht haben.“ Am 14. Juni, gegen 7.30 Uhr, schreckt Albert M. durch einen lauten Knall aus dem Schlaf. Mit einem Hammer schlägt Janis Z. die Terrassentür ein und durchsucht das Haus nach Diebesgut.

Der Rentner: „Als es im Haus polterte, glaubte ich zunächst, dass die Handwerker schon da sind. Ich dachte mir nichts Böses, habe mir eine Trainingshose angezogen und verließ das Schlafzimmer im Obergeschoss.“ Plötzlich steht Janis Z. mit seinem Hammer vor dem Rentner. Der Angeklagte drückt den alten Mann zurück ins Schlafzimmer und sperrt ihn ein. Nach ein paar Minuten kommt Janis Z. zornig wieder, bedroht den alten Mann mit dem Hammer: „Wo ist Geld?“

Inzwischen hat sich der 1,92 Meter große Albert M. mit einer Wasserflasche bewaffnet. Der nur 1,60 Meter große Janis Z. verlässt daraufhin das Schlafzimmer, sperrt es ab und sucht weiter. Der Rentner: „Ich hatte Todesangst. Mit meiner Bettdecke seilte ich mich auf die Terrasse ab.“ Als er auf den Boden aufschlägt, kann er vor Schmerzen nicht mehr aufstehen, schreit um Hilfe.

Nachbarn alarmieren die Polizei. Janis Z, bekommt nichts mit, wirft aus Wut einen Computer aus dem Fenster. Die 8000 Euro liegen auf einer Hutablage in zwei Metern Höhe. „Der Räuber konnte die Scheine nicht sehen, weil er zu klein ist“, sagt Albert M. Inzwischen hat er sich mit Pfefferspray und Alarmanlage ausgerüstet. Der Prozess geht heute weiter.

 

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