Florian Post steht vor dem politischen Aus
München - Florian Post ist sein Entsetzen am Sonntagmorgen noch anzuhören. Dass er, der politische Fuchs, der so viel Gegenwind aus der Münchner SPD überstanden hat, plötzlich vor dem Aus steht, hat ihn offenbar sehr überrascht.
Am Samstag war er bei der Listenaufstellung der Oberbayern-SPD für die Bundestagswahl durchgefallen. Und Post ist nicht alleine mit seiner Fassungslosigkeit. Denn auch die führenden Köpfe der Münchner SPD, unter denen er traditionell viele Kritiker hat, wurden offenbar komplett überrumpelt.
"Der Vorstand steht da wie ein Depp", heißt es – wohlgemerkt aus dem Vorstand. Denn die Münchner SPD hatte Post einstimmig für Platz 1 der Männer-Liste empfohlen. Niemand rechnete damit, dass es dagegen ein Aufbegehren gibt. Doch offenbar hat der Gewerkschafter Sebastian Roloff (38) aus Giesing im Hintergrund seine Mehrheit organisiert – über die Köpfe der Münchner Spitzen-SPDler hinweg.
Dass Roloff antreten wolle, habe sie nicht gewusst, sagt die Chefin der Münchner SPD, Claudia Tausend, am Sonntag der AZ. Sie sei "überrascht" worden. Wie ihr Vize Florian von Brunn sagt Tausend, am wichtigsten sei es jetzt, dass alle wieder zusammenarbeiten. Denn die Sorge vor tiefen Gräben in der Münchner SPD ist offenbar groß.
Post spricht von einer "Intrige"
Post spricht am Sonntag davon, dass Roloff ihm "ein Messer in den Rücken gerammt" habe, die "Totalversager der Bayern-SPD" seien gemeinsam am Werk gewesen. Post wirft unter anderem Natascha Kohnen und Isabell Zacharias vor, gegen ihn persönlich gearbeitet zu haben, spricht explizit von einer "Intrige".
Roloff verteidigt sich auf AZ-Nachfrage. Er sagt, er habe bei der Münchner SPD wegen dringender beruflicher Termine nicht vorsprechen können. Bei MAN stehen derzeit viele Stellen auf dem Spiel. Dort arbeitet Roloff als Personalleiter. Deshalb sei er verhindert gewesen, sagt Roloff. Die Oberbayern-Delegierten hätten sein Angebot jetzt "offenbar besser" gefunden, sagt Roloff, der zu Post gar nichts sagen mag, aber am Samstag offensichtlich damit gepunktet hat, dass er ganz anders auftritt als Lautsprecher Post.

In Teilen der SPD führt Roloffs Coup auf jeden Fall am Wochenende zu euphorischen Reaktionen. Post stand oft in der Kritik, galt den einen als zu konservativ, den anderen als zu ruppig im Umgang. Andererseits: Mit einem amtierenden Bundestagsabgeordneten so umzugehen wie jetzt passiert, hält mancher aber für unanständig.
Post selbst sagt, bei der Aufstellungsversammlung sei es überhaupt nicht um inhaltliche Kritik an ihm gegangen, auch nicht um Roloff. Post meint damit offenbar: Man habe ihn einfach nur persönlich absägen wollen. Für Post dürfte das Ganze das vorläufige Ende einer steilen politischen Karriere sein. Denn der Weg in den Bundestag scheint versperrt. Post ist zwar als Direktkandidat im Münchner Norden nominiert.
Selbst wenn er nach den Vorkommnissen seinen Wahlkampf durchziehen sollte, ist es aber schwer vorstellbar, dass ein SPDler heuer ein Direktmandat holt – auch wenn Post darauf verweist, dass er 2017 das beste SPD-Erststimmenergebnis im ganzen Freistaat geholt hat. Auf der Liste steht er nun nicht mal auf Platz 2, er trat nicht mehr dafür an, weil er seinem Bundestagskollegen Michael Schrodi, so sagt es Post, keine Konkurrenz entgegen der Absprache machen wollte.
"Bei den Leuten bin ich beliebt, bei den Funktionären nicht"
Für Mittwoch hat Post die Presse eingeladen – vielsagend unter dem Stichwort "Klartext". Auf AZ-Nachfrage sagt er, er wolle nicht aus der SPD austreten, deren Grundwerte seien "wichtiger als diese Funktionäre". Ob er noch mal warm wird mit der Partei, ob die ihm noch mal den Teppich ausbreitet – das darf bezweifelt werden.
Ein bisserl trotzig klingt Post, wenn er sagt: "Bei den Leuten bin ich ja beliebt, nur bei der Funktionärselite nicht." Die dürfte, zumindest das steht fest, am Mittwoch eine gehörige postsche Abreibung bekommen.