Flößer-Check: Der Rutschen-Test auf der Isar
München - Wofür es nicht alles eine Tüv-Abnahme gibt. Für Autos, natürlich. Für Fahrräder, Lampen, Kinderwagen und vieles mehr.
Dass auch die so genannten Floßgassen an der Isar geprüft werden, dürfte dagegen nicht jedem bekannt sein.
Okay, der Floßgassen-Tüv ist nicht wirklich vom Tüv. Sondern ihn bilden Vertreter der Floßunternehmen sowie der zuständigen Wasserwirtschafts- und Landratsämter. Sie checken die Anlagen in Pullach, Höllriegelskreuth und Mühltal.
Geprüft wird, ob die Flöße sicher über die Rutschen an den Kraftwerken gleiten können – und ob dabei nicht zu viel Wasser verbraucht wird. Bei jedem Floß, das über eine Rutsche gleitet, geht dem Kraftwerk schließlich Wasser verloren, das sonst der Stromgewinnung dient.
Einer, der ganz genau hinschaut, ist Franz Seitner. Seit mehr als 50 Jahren ist er Flößer, geht damit einer Familientradition nach und ist froh, dass sich die Nachfrage in den vergangenen Jahren wieder erhöht hat: „Wir hatten schon wesentlich schlechtere Jahre. Jetzt kommen wieder mehr Firmen und wollen diese Gaudi erleben.”
Die größte Gaudi für die Mitfahrenden – auf einem Floß finden 60 Menschen Platz – sind die an den Kraftwerken angebrachten Floßgassen oder Floßrutschen. Hier werden die Gefährte von der einen auf die andere Seite der Kraftwerke befördert.
In Mühltal etwa über eine 360 Meter lange Rutsche, auf der das Floß bis zu 40 Stundenkilometer schnell wird.
Im vergangenen Jahr beförderten die Flößer 707 vollbeladene Flöße die Isar hinab. „Das hinterlässt natürlich Spuren”, sagt Johannes Durner. Der Mann vom Energiekonzern Eon kümmert sich um den Zustand der Rutschen. Und deren Instandhaltung.
Mit den für die Floßgassen umgeleiteten Wassermengen gehen pro Saison etwa 150000 Kilowattstunden verloren. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 50 Durchschnitts-Haushalten. Pro Floß, das die Gassen passiert, müssen die Flößer einen Ausgleich von 20 Euro bezahlen. Im Gegenzug kümmert sich Eon um die Rutschen und bezahlt in diesem Jahr insgesamt 173 000 Euro für Ausbesserungsarbeiten.
Im Winter floss das Geld mehrheitlich in das Kraftwerk Mühltal. Hier musste das Dachwehr der Rutsche erneuert werden. Insgesamt wurden dafür 16 Kubikmeter Beton und 15 Kubikmeter Lärchenholz verbaut.
Der Gaudi auf der Isar steht also nichts mehr im Weg. Ab dem 1. Mai geht es wieder los. Die Saison endet am 15. September. „Gerade die Wochenenden sind schon wieder sehr gut gebucht”, sagt Flößer Michael Angermeier Junior, der zusammen mit seinem Vater, Konrad Mayr und Franz Seitner über eine Flotte von 13 Gefährten verfügt.
Diese vier Männer sind es auch, die am Ende mit den Rutschen zufrieden sein müssen – und es auch sind. „Ist doch top”, sagt Michael Angermeier Senior.
- Themen:
- Eon AG