Fliegt Sieber vom Oktoberfest?
MÜNCHEN - Dunkle Wolken über der Sieber Wurstbraterei auf dem Oktoberfest: Am kommenden Dienstag entscheidet der Stadtrat über die Zulassung für den Ex-Löwen-Funktionär.
Wie’s ausschaut, könnte es für den Traditionsbetrieb von Großmetzger Kurt Sieber ziemlich eng werden. Die Stadträte aus dem Wirtschaftsausschuss sind in Sachen Sieber überaus maulfaul. „Dazu kann ich gar nichts sagen“ oder „Kein Kommentar“ – mehr war den Zulassungs-Beschließern nicht zu entlocken über die Gründe für das mögliche Aus.
Und auch Firmenchef Sieber selbst konnte – oder wollte – gegenüber der AZ nicht viel zur Aufklärung beitragen. „Ich muss auf die Entscheidung warten“, erklärte er auf Anfrage. Er könne sich nicht erklären, was hinter den Gerüchten stecke. „Ich habe alles ordnungsgemäß eingegeben“, so Sieber. Und weiter: „Ich habe keine Ahnung.“
Prüfung von Liquidität und Zuverlässigkeit
Hintergrund: Die auf der Wiesn vertretenen Bierzelte und Fahrgeschäfte müssen sich alljährlichwieder aufs Neue bewerben. Die Stadt überprüft anhand der angegebene Unterlagen ihre Liquidität und beurteilt ihre Zuverlässigkeit. Immer wieder kommt es vor, dass ein langjähriger Wiesn-Beschicker die Kriterien nicht erfüllen kann.
Schon im Jahr 2000 war Sieber die Oktoberfest-Zulassung verweigert worden – die offizielle Begründung damals war, dass er die Bewerbungsfrist nicht eingehalten hatte. 2001 geriet die Firma „S+W GmbH Schinken- und Wurstspezialitäten“ des Ex-Löwen-Vize und -Schatzmeisters Kurt Sieber dann in schlimmste Turbulenzen. Weil der Umsatz im Zuge der BSE-Krise um bis zu 40 Prozent zusammenbrach, wurde beim Amtsgericht München ein Insolvenzverfahren eröffnet. Dabei zählte Siebers Traditionsbetrieb noch im Jahr 1995 mit einem Jahresumsatz von stolzen 32 Millionen Mark zu den Marktführern in Süddeutschland.
Seit 1929 auf der Wiesn
Inoffiziell verlautete aus Rathaus-Kreisen, die Familienfirma, die ihre erste Wiesn- Lizenz schon anno 1929 bekommen hatte, könne die für die Zulassung ihres etwa 100 Sitzplätze großen Wurstbraterei- Zeltes geforderten Kriterien derzeit nicht erfüllen. Von „Ungereimtheiten“ war die Rede und davon, dass es in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses „großen Diskussions- und Klärungsbedarf“ gebe.
Rudolf Huber
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