Flatrate-Partys in München: Billig saufen im „Club-Urlaub“

MÜNCHEN - Trinken, soviel man kann: Zum Sommer kommen Flatrate-Partys in Münchner Clubs wieder in Mode. Die wollen das aber anders verstanden wissen. Das Kreisverwaltungsreferat kündigt Kontrollen an
Wer jetzt nicht in den Urlaub fährt, kann auch Spaß haben – meint jedenfalls die Milchbar. Der Club in der Sonnenstraße veranstaltet jeden Freitag und Samstag eine „All Inclusive“-Party für Daheimgebliebene. Wer früh kommt, zahlt sechs Euro Eintritt – und bekommt bis ein Uhr morgens Cuba Libre und Wodka Bull gratis an der „Bora Bora-Bar“. Der Club nennt das „Pauschal-Cluburlaub“. Klingt eher nach Flatrate-Party.
Die sind in Bayern umstritten – und in Nürnberg schon verboten: Ein Disco-Betreiber hatte Getränke ab 50 Cent angeboten. Die Stadt sperrte den Laden zu und bekam vom Bayerischen Verwaltungsgericht Recht: Der extrem billige Verkauf von Bier und Wein stelle eine „wirksame Ermunterung junger Erwachsener zum Alkoholmissbrauch“ dar, sagten die Richter.
Die Milchbar ist nicht der einzige Laden, der in München Billig-Partys feiert: Im „Max und Moritz“ trinken Frauen am Donnerstag von 21 bis 22.30 Uhr umsonst – dann dürfen auch Männer rein. Am Freitag gibt es Getränke ab einen Euro. Und die „Alte Galerie“ in der Kaulbachstraße verkauft beim „Discount-Clubbing“ Long Drinks, Caipirinhas, Bier oder Wein für 1,50 Euro – und das „die ganzen Sommerferien“ lang.
Das KVR will die Flatrate-Partys im Blick behalten
„Wir werden vor Ort sein“, warnt der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats, Klaus Kirchmann. Auch die „All Inclusive“-Partys stehen unter Beobachtung. Milchbar-Chef Jakob Faltenbacher hat schon einen Brief vom KVR bekommen – will aber von Koma-Saufen in seinem Club nichts wissen: „Wir versuchen gerade jetzt im Sommer die Leute früher in den Laden zu locken“, sagt er der AZ. „Das ist kein Massenbesäufnis.“ Faltenbacher sagt, er habe sein Personal explizit darauf hingewiesen, sichtlich Betrunkenen kein Alkohol mehr zu geben.
Genau das ist für das KVR nämlich ein Grund, Wirten genau auf die Finger zu schauen: Schenkt der Wirt „erkennbar Betrunkenen“ weiter Alkohol aus und führt das zu Ruhestörungen, setzt es 300 Euro Strafe. Beim zweiten Verstoß sind es 600 Euro – plus Abmahnung. „Ab dem dritten Fall wird’s ernst für die Konzession“, sagt Kirchmann.
Ob das KVR aber jede Party kontrolliert, ist fraglich. Kirchmann gibt zu: „Von vielen Partys erfahren wir erst aus der Presse.“ Wie aggressiv Clubs für ihre Sauf-Partys werben, sei eh nicht wichtig. „Von unserer Seite gibt es da keine Zensur.“ Es wird also immer wieder Billig-Angebote geben. Ob für den Urlaub oder für den Rausch.
Thomas Gautier