Fitschens Anklägerin wechselt auf den Zeugenstuhl

Im Strafprozess gegen Deutsche-Bank-Manager ist die Oberstaatsanwältin als Zeugin vernommen worden.
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Jürgen Fitschen.
dpa Jürgen Fitschen.

Im Strafprozess gegen Deutsche-Bank-Manager ist die Oberstaatsanwältin als Zeugin vernommen worden. Sie schilderte das Desinteresse des früheren Top-Investmentbankers an Geschäften mit Leo Kirch - und ein Bankjurist berichtete von früh erkannten Prozessrisiken.

München - Ungewöhnlicher Rollenwechsel im Strafprozess gegen Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen: Die Anklägerin Oberstaatsanwältin Christiane Serini hat am Dienstag im Landgericht München ihre schwarze Robe abgelegt und in weißer Bluse auf dem Zeugenstuhl Platz genommen. Die Kammer wollte von ihr wissen, was der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Michael Cohrs bei einer früheren Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft ausgesagt hatte.

Das sei keine unzulässige Beweiserhebung, stellte der Vorsitzende Richter Peter Noll klar. Die Staatsanwaltschaft habe den Banker seinerzeit nicht als Zeugen ausgefragt, obwohl sie ihn als Beschuldigten verdächtigt hätte - ein Anfangsverdacht habe sich erst später ergeben. Der frühere Top-Investmentbanker der Deutschen Bank, Michael Chors, war Ende September 2010 auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand des Instituts ausgeschieden. Er war nie Beschuldigter in dem Verfahren.

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Die Staatsanwaltschaft hat Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie weitere Ex-Banker des versuchten Prozessbetrugs angeklagt. Sie sollen im Schadenersatz-Prozess der Kirch-Erben und -Insolvenzverwalter gegen die Deutsche Bank das Oberlandesgericht München belogen haben. Die Angeklagten bestreiten das. Kirch hatte die Bank für seine Pleite 2002 verantwortlich gemacht, weil Breuer in einem Interview kurz vorher Kirchs Kreditwürdigkeit bezweifelt hatte.

Oberstaatsanwältin Serini sagte als Zeugin: "Cohrs wollte kein Beratungsmandat von Kirch." Kirch habe das im Gegenzug für weitere Kredite angeboten, er habe Milliarden gebraucht. Auch das Angebot, bei Kirch einzusteigen, habe der Investmentbanker Cohrs nach eigener Aussage abgelehnt und erklärt, Kirch müsse Teile seines Medienkonzerns verkaufen, um sich zu sanieren. Für Erheiterung im Saal sorgte die Schilderung von Details von Cohrs Treffen mit Leo Kirch und dessen Geschäftsführer Dieter Hahn in einem abgedunkelten Zimmer in Ismaning, bei dem es ohne weitere Unterlagen um Milliarden gegangen sei.

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Die Deutsche Bank hatte im Frühjahr 2002 kurz nach Breuers Interview berechtigte Schadensersatzforderungen von Kirch nicht ausgeschlossen. Der frühere Deutsche-Bank-Jurist Manfred Obermüller sagte als Zeuge, die Bankjuristen hätten damals zwar bezweifelt, dass Kirch durch das Interview ein Schaden entstanden sei. Aber sie hätten gewisse Risiken wegen einer möglichen Verletzung des Bankgeheimnisses und von Pflichten aus einem Kreditvertrag mit Kirch gesehen.

Fitschen, Ackermann, Breuer, Ex-Vorstand Tessen von Heydebreck und der ehemalige Aufsichtsratschef Clemens Börsig stehen seit April vor Gericht.

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