Fisch Witte und Poseidon: Heizstrahler-Frust

„Fisch Witte“ beheizt seine Terrasse, dem benachbarten „Poseidon“ ist dies untersagt – weil das Lokal auf öffentlichem Grund steht, wie es beim Kreisverwaltungsreferat heißt
von  Laura Kaufmann
Gaby Mergen hat am „Poseidon“ vier Heizstrahler angebracht. Aber die sind nicht genehmigt.
Gaby Mergen hat am „Poseidon“ vier Heizstrahler angebracht. Aber die sind nicht genehmigt. © Petra Schramek

München - Ob bei Regenschauern, Schneefall oder Sturmböen – mittags bei Fisch Witte herrscht Hochbetrieb auf der Terrasse. Denn die „Terrasse“ des Viktualienmarktstandls ist ein molliges Plätzchen, rundherum windgeschützt durch Plastikplanen, aufgewärmt durch Heizstrahler, vor sich einen Teller der legendären Bouillabaisse und dazu ein schönes Glas Weißwein. Fühlt sich an wie drinnen, ist aber doch draußen, mittendrin auf dem Viktualienmarkt. Wer sich seines Plätzchens sicher sein möchte, der reserviert lieber vorher.

Schräg gegenüber, beim Fischlokal „Poseidon“ an der Westenriederstraße Ecke Dreifaltigkeitsplatz, bleiben die Heizstrahler dagegen aus – und die Terrasse ist leer. Gaby Mergen kann über ihre Fische, Muscheln und Seeigel rüber zu Fisch Witte schauen, und manchmal meint man, so etwas wie Sehnsucht in ihrem Blick erkennen zu können. Nicht etwa, weil Mergen jetzt auch gern bei einer Boullabaise im Witte säße, nein, die serviert sie selbst. Und ihr kleines Bistro hat keinen Grund zur Klage, was Besucher angeht. Von den Stehtischen aus können ihre Gäste zuschauen, wie die Fische in die Pfanne wandern. Aber vor der Tür ist es kalt, weil die Heizstrahler aus bleiben müssen.

„Dreh- und Angelpunkt ist, dass das Poseidon auf öffentlichem Grund steht, während der Viktualienmarkt Privatgrund ist“, sagt Daniela Schlegel vom Kreisverwaltungsreferat. „Das ist, als wenn Sie in Ihrem eigenen Garten Gäste bewirten würden.“

Deswegen ist die Terrasse des Poseidons bei Kälte, Schneeregen und Sturm leer, während es bei Witte heiter hergeht. Aber sie ist auch leer, wenn es windstill und sonnig, aber kalt ist. Das müsste nicht sein. Eine Plane würde zwar nicht um die Poseidon-Terrasse mit 24 Sitzplätzen herumgehen, dazu ist sie zu eng eingegrenzt: Denn auch, wie weiträumig ein Wirt bestuhlen darf, bestimmt natürlich das KVR. „Aber das brauch’ ich auch nicht“, sagt Gaby Merges. „Ich leb’ seit 20 Jahren ganz gut so, und das ist kein Thema.“

Nur diese paar Tage im Jahr, die zwar kalt, aber schön sind, die hätte sie sehr gern. Das ginge auch, dank vier Heizstrahlern, die sie unter der Markise montiert hat – für die das Genehmigungsverfahren aber noch nicht durch ist. „Das wär’ schön, wenn das klappt“, sagt sie. Viele Gäste sitzen eben gern draußen am Viktualienmarkt, wenn’s temperaturtechnisch möglich ist. Nur dass das nach Kreisverwaltungsreferatsregeln nicht so leicht möglich ist.

„Der Antrag ist bei uns eingegangen, die Prüfung steht noch aus“, sagt Daniela Schlegel. „Wir haben das an die entsprechenden Fachdienststellen weitergegeben“ – unter anderem nach Brandschutzkriterien müssen die vier kleinen Heizstrahler überprüft werden. Wenn das Verfahren durch ist, dürften sie strahlen – vom 1. April bis zum 15. Oktober. „Das Thema ist mehrmals im Stadtrat diskutiert worden, und aus energetischen wie ökologischen Gesichtspunkten ist entschieden worden, dass Heizstrahler nur in diesem Zeitraum benützt werden dürfen.“
Bei Fisch Witte dürfen sie das ganze Jahr durch auf karibische Tropenwärme heizen. Knatsch herrscht zwischen den beiden trotzdem nicht: „Mit den verschiedenen Vorschriften ziehen wir uns gegenseitig auf“, sagt Gaby Mergen. Und der Viktualienmarkt gibt genügend Kunden für beide her.

 

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