Demo gegen Söders Gender-Politik in München: "Finde ich unfassbar"

Gegen das Verbot, für Selbstbestimmung und Inklusion demonstrieren am Sonntagmittag am Gärtnerplatz in München weit mehr Menschen als erwartet.
von  Daniel von Loeper, Myriam Siegert
Trotz Sauwetter: Viele junge Münchner protestieren am Sonntag gegen das Verbot der Gendersprache durch die Staatsregierung.
Trotz Sauwetter: Viele junge Münchner protestieren am Sonntag gegen das Verbot der Gendersprache durch die Staatsregierung. © Felix Hörahger/dpa

München - "Gegen Söders Genderverbot! Für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung!" Diesem Aufruf von Slutwalk München, der unter anderem von "München ist bunt" unterstützt wurde, sind am Sonntag viele, vor allem jüngere, Münchnerinnen und Münchner gefolgt.

"Zeitreise ins Mittelalter" kritisiert Drag Fluxsane.
"Zeitreise ins Mittelalter" kritisiert Drag Fluxsane. © Daniel von Loeper

Kalter Wind, Regen und Graupelschauer konnten die Demonstranten nicht abschrecken. Gut 650 kamen laut Veranstalter zur Demo gegen das Genderverbot der bayerischen Staatsregierung an den Gärtnerplatz. Deutlich mehr als erwartet – 100 Teilnehmer waren beim KVR angemeldet.

Die Überzeugung der Demo-Initiatoren: "Gendersensible Sprache rettet Leben. Sie ist inklusiv, sie ist für uns nicht verhandelbar", so stand es im Aufruf zur Veranstaltung. Man wolle der "Verbotspartei CSU" zeigen, was man von ihrem Verbot hält.

Gendersensible Sprache: Demonstranten in München wehren sich gegen Politik von Markus Söder

Sophie Boner hat mit einigen anderen zusammen die Demo gegen "Markus Söders Unsinn" organisiert. Boner erklärt: "Wir können nicht unkommentiert lassen, was Söder mit dem Verbot vorhat." Das für 1. April angekündigte Verbot sei "leider kein schlechter Aprilscherz". "Wahrscheinlich soll das Verbot des Freistaates von den eigenen Problemen der bayrischen Regierung ablenken."

Sophie Boner hat die Demo mitorganisiert.
Sophie Boner hat die Demo mitorganisiert. © Daniel von Loeper

Auch  Drag Quing Merritt Ocracy war es ein Anliegen zur Demo zu kommen: Laut einer aktuellen Studie des Bayerischen Jugendrings hätten fast 94 Prozent aller queeren Jugendlichen Diskriminierung oder Mobbing erfahren, "das finde ich unfassbar".  "Und die bayerische Regierung hat nichts Besseres zu tun, als das zu füttern. Ich bin sauer, deshalb demonstriere ich."

"Ich bin sauer", sagt Drag Quing Merritt Ocracy.
"Ich bin sauer", sagt Drag Quing Merritt Ocracy. © Daniel von Loeper

Drag Fluxsane ergänzt, "Sprache verändert sich laufend. Ein Verbot des Genderns hilft nicht weiter." Sie persönlich sei nicht für eine generelle Pflicht des Genderns. "Jede Person sollte selbst entscheiden können – und ich bin dafür, dass wir weiterhin nach Lösungen für alle suchen. Ich bin gegen ein Verbot des Genderns, deshalb demonstriere ich."

Neue Regelung gegen Gender-Sprache provoziere "queerfeindliche Stimmung"

Schon im Dezember hatte Ministerpräsident Markus Söder in einer Regierungserklärung angekündigt, das Gendern in Schulen und Verwaltung zu untersagen und dafür auch viel Kritik geerntet, etwa von einem breiten Bündnis aus Gewerkschaften und Verbänden, darunter der Paritätische. Dies würde eine queerfeindliche Stimmung im Land befördern, hieß es.

Am vergangenen Dienstag hatte das Kabinett dennoch die Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern beschlossen und die Voraussetzung für das Verbot geschaffen. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden ist die Verwendung geschlechtersensibler Gendersprache somit ausdrücklich verboten. Schreibweisen mit Wortbinnenzeichen wie Gender-Gap, Gendersternchen, Doppelpunkt oder Mediopunkt sind ausdrücklich unzulässig.

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