Demo gegen Söders Gender-Politik in München: "Finde ich unfassbar"

München - "Gegen Söders Genderverbot! Für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung!" Diesem Aufruf von Slutwalk München, der unter anderem von "München ist bunt" unterstützt wurde, sind am Sonntag viele, vor allem jüngere, Münchnerinnen und Münchner gefolgt.

Kalter Wind, Regen und Graupelschauer konnten die Demonstranten nicht abschrecken. Gut 650 kamen laut Veranstalter zur Demo gegen das Genderverbot der bayerischen Staatsregierung an den Gärtnerplatz. Deutlich mehr als erwartet – 100 Teilnehmer waren beim KVR angemeldet.
Die Überzeugung der Demo-Initiatoren: "Gendersensible Sprache rettet Leben. Sie ist inklusiv, sie ist für uns nicht verhandelbar", so stand es im Aufruf zur Veranstaltung. Man wolle der "Verbotspartei CSU" zeigen, was man von ihrem Verbot hält.
Gendersensible Sprache: Demonstranten in München wehren sich gegen Politik von Markus Söder
Sophie Boner hat mit einigen anderen zusammen die Demo gegen "Markus Söders Unsinn" organisiert. Boner erklärt: "Wir können nicht unkommentiert lassen, was Söder mit dem Verbot vorhat." Das für 1. April angekündigte Verbot sei "leider kein schlechter Aprilscherz". "Wahrscheinlich soll das Verbot des Freistaates von den eigenen Problemen der bayrischen Regierung ablenken."

Auch Drag Quing Merritt Ocracy war es ein Anliegen zur Demo zu kommen: Laut einer aktuellen Studie des Bayerischen Jugendrings hätten fast 94 Prozent aller queeren Jugendlichen Diskriminierung oder Mobbing erfahren, "das finde ich unfassbar". "Und die bayerische Regierung hat nichts Besseres zu tun, als das zu füttern. Ich bin sauer, deshalb demonstriere ich."

Drag Fluxsane ergänzt, "Sprache verändert sich laufend. Ein Verbot des Genderns hilft nicht weiter." Sie persönlich sei nicht für eine generelle Pflicht des Genderns. "Jede Person sollte selbst entscheiden können – und ich bin dafür, dass wir weiterhin nach Lösungen für alle suchen. Ich bin gegen ein Verbot des Genderns, deshalb demonstriere ich."
Neue Regelung gegen Gender-Sprache provoziere "queerfeindliche Stimmung"
Schon im Dezember hatte Ministerpräsident Markus Söder in einer Regierungserklärung angekündigt, das Gendern in Schulen und Verwaltung zu untersagen und dafür auch viel Kritik geerntet, etwa von einem breiten Bündnis aus Gewerkschaften und Verbänden, darunter der Paritätische. Dies würde eine queerfeindliche Stimmung im Land befördern, hieß es.
Am vergangenen Dienstag hatte das Kabinett dennoch die Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern beschlossen und die Voraussetzung für das Verbot geschaffen. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden ist die Verwendung geschlechtersensibler Gendersprache somit ausdrücklich verboten. Schreibweisen mit Wortbinnenzeichen wie Gender-Gap, Gendersternchen, Doppelpunkt oder Mediopunkt sind ausdrücklich unzulässig.