Finale dahoam: 14.734 Euro für ein Finalticket
Schnell noch eine Karte fürs Endspiel im Internet suchen? Das ist irrwitzig teuer – und gefährlich. Sogar Fünf-Euro-Tickets fürs Public Viewing sollen 60 Euro Kosten. Was ein Portal-Betreiber dazu sagt.
MÜNCHEN - Für rund 14 700 Euro ließe sich ein neues Auto kaufen. Man könnte damit eine Weltreise machen. Oder man sichert sich ein einzelnes Ticket fürs Champions-League-Finale am nächsten Samstag. Kein Witz.
Beim Ticketportal „Viagogo” werden Finalkarten in diesen Tagen heiß gehandelt. Dabei bestimmen die Verkäufer, die das Portal als Marktplatz nutzen, den Preis selbst. Das unverschämteste Angebot lag am Dienstag bei 12 485,81 Euro – da waren Buchungsgebühr, Lieferkosten und Mehrwertsteuer noch nicht drin. Außerdem wurden die Karten (Kategorie 1/Block 124) nur im Doppelpack abgegeben.
Alles in allem landen die Käufer dann also bei 29 469 Euro. Pro Person macht das exakt 14 734,50 Euro.
Ein Betrag, den Millionäre unter den Fußball-Fans aus der Portokasse zahlen. Aber nur die. Selbst das günstigste Ticket, das gestern über „Viagogo” angeboten wurde, schlug noch mit 2514,80 Euro zu Buche.
Auch im Internet-Portal Ebay ist das Geschacher in vollem Gange. 15 000 Euro für zwei Tickets, bitteschön. „Direkt am Spielfeldrand” verspricht der Anbieter und versucht, so Interessenten zu locken. Trotz Fantasiepreis.
Die Uefa als Veranstalter des Finals warnt vor solchen Angeboten. „Diese Tickets existieren sehr oft gar nicht”, heißt es in der Pressestelle des europäischen Fußballverbands. „Wir behalten uns rechtliche Schritte vor gegen alle, die nicht autorisierte Ticketverkäufer sind.” Zu letzteren zählten bloß das eigene Portal „uefa.com” und beide Finalisten.
Die Preisspanne für offizielle Tickets lag übrigens bei 70 bis 370 Euro (Logen wurden gesondert vermarktet). Ein Schnäppchen im Vergleich zu den Internet-Angeboten.
Allein beim FC Bayern gingen bis zum Ende der Bestellfrist 1,15 Million Anfragen ein – vergeben konnte der Verein allerdings bloß 17 500 Eintrittskarten. Es blieben also viele Begehrlichkeiten. Und viel Raum, um Schindluder damit zu treiben.
So dürfte der eine oder anderen, der beim Kauf im Web nicht genau hinschaute, eine böse Überraschung erlebt haben. Es sei denn, er wollte wirklich 2999 Euro in zwei Tickets fürs Champions-League-Finale investieren – allerdings für das der Frauen.
Was tut die Uefa gegen die Abzockerei? Der Verband hat die Karten fürs „Finale dahoam” personalieren lassen. Beim Einlass ins Stadion soll es stichprobenartige Kontrollen geben. Auch auf den Internet-Handel hat die Uefa nach eigenen Angaben ein kritisches Auge. Und wie? Dazu gibt es in der Schweiz, wo die Uefa sitzt, keine Auskunft.
Beim Portal „Viagogo” sieht man das Ganze naturgemäß anders. „Der Weiterverkauf von Champions-League-Tickets ist völlig legal”, meint Pressesprecher Steve Roest. „Da ist die rechtliche Lage ganz klar.” Auch müssten die Kunden keine Sorge haben, Betrügern aufzusitzen: „Wir garantieren: Wer Tickets kauft, bekommt sie auch.” Alle Kunden kämen ins Stadion. „Und wenn doch etwas schiefgeht, dann bekommt der Kunde sein Geld zurück”, so Roest.
Ist der Weiterverkauf denn nun erlaubt oder nicht? „Es ist strafrechtlich nicht verboten – geht die Polizei also nichts an”, sagt Damian Kania vom Münchner Präsidium. Wer eine personalisierte Karte im Web kaufe, gehe aber das Risiko ein, Probleme beim Einlass zu bekommen. Wenn’s blöd läuft, hat der Käufer viel bezahlt – „und schaut mit dem Ofenrohr ins Gebirge”, wie Kania es formuliert.
Es ist übrigens nicht nur das Finale im Stadion selbst, mit dem zahlreiche Anbieter jetzt Kohle machen wollen. Auch die offiziell ausverkauften Public Viewings haben die Geschäftemacher für sich entdeckt. Für 59,99 Euro werden bei Ebay Karten fürs Rudel-Schauen im Olympiastadion angeboten (Originalpreis: fünf Euro). Und auch fürs Public Viewing auf der Theresienwiese wird ein Vielfaches des ursprünglichen Preises verlangt.
- Themen:
- Champions League
- FC Bayern München
- Polizei
- UEFA
- eBay