Feuerwehrler braucht Geld im Kampf gegen Tumor

Zwei Hirntumore hat der Feuerwehrmann Andreas Cappallo schon überlebt. Nun kämpft er gegen den dritten – aber hat kein Geld mehr für die Medikamente.
von  Anja Perkuhn
„Ich kann meinen Traumberuf nicht mehr ausüben“: Andreas Cappallo (hier bei einer Übung) ist seit 20 Jahren Berufsfeuerwehrler.
„Ich kann meinen Traumberuf nicht mehr ausüben“: Andreas Cappallo (hier bei einer Übung) ist seit 20 Jahren Berufsfeuerwehrler. © privat

München - Eigentlich ist es Andreas Cappallo sehr unangenehm, dass ihm Menschen helfen wollen. Ihm, dem Helfer – dem Berufsfeuerwehrler, der sich in seinem Heimatort Eichenau auch noch bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. „Das anzunehmen kostet mich viel Überwindung“, sagt er. „Ich schäme mich dafür.“

Das müsste er freilich nicht: Andreas Cappallo ist unheilbar krank. Angefangen hat es vor sechs Jahren mit Rückenschmerzen. Schwindelig wurde ihm, er bekam Sehstörungen. Dann bekam er die Diagnose: ein Hirntumor. Ein gutartiger, immerhin. Cappallo wurde operiert. Dann kam das zweite Geschwür, ein bösartiges. Auch das konnte operiert werden.

Und nun der dritte Tumor. Diesmal läuft es nicht so glimpflich ab. Es ist wie bei einem schlimmen Feuer in einem Haus: Ein Brandnest ist geblieben. An den Rändern der alten Operationswunde hat sich vor etwas mehr als zwei Jahren eine neue, bösartige Geschwulst angesiedelt. Eine nicht operierbare.

Cappallo und die Ärzte können das Wachstum nur immer wieder niederkämpfen – gewinnen werden sie gegen den Tumor nie. „Die Therapie wirkt“, sagt der Eichenauer, „der Tumor hat sich schon verkleinert, von vier Zentimetern auf 5 Millimeter. Aber es bleibt eine unheilbare Krankheit.“

Eine, deren Therapie teuer ist. Avastin heißt das Präparat, das ihm hilft. Alle zwei Wochen fährt Cappallo, der gerade im Krankenstand ist, zur Therapie zu seinem Arzt nach München. In der vergangenen Woche schickte der Arzt ihn wieder heim. Die Apotheke hatte das Artzney nicht geschickt.

 

Mit 10 000 Euro ist er bei der Apotheke im Rückstand

 

„Ich verstehe das ja, ich bin schon seit fast zwei Jahren im Rückstand“, sagt der 41-Jährige. „Da können sie es nicht immer wieder einfach so rausgeben.“ Etwa 10 000 Euro ist er schuldig. Das Artzney ist noch nicht zugelassen, er muss sich zu zehn Prozent an den Kosten beteiligen. Die Krankenversicherung zahlt 50 Prozent, die Beihilfe der Stadt 40. Doch die Auszahlungen dauern – und alle drei Wochen fallen wieder 5000 Euro Kosten an.

Julia Brunngartner hat deshalb jetzt eine Online-Spendenaktion gestartet. Die Rettungsassistentin kennt Cappallo von gemeinsamen Rettungsdiensten. Mehr als 3000 Euro haben Menschen auf der Plattform „Leetchi“ schon gegeben – und der Aufruf verbreitet sich über die sozialen Netzwerke. Auch die Münchner Feuerwehr hat ihn gestern geteilt.

„Ich schaue alle paar Minuten nach, wie viel Geld es ist“, sagt Cappallo. Nicht, weil es ihm inzwischen weniger unangenehm wäre. In dieser Woche muss er der Apotheke wieder etwas überweisen, damit die Therapie weitergehen kann.

Er hat viel verloren. Finanziell herrscht „riesiges Chaos“, sagt er, unter anderem wegen der Erkrankung habe ihn seine Freundin verlassen. „Und ich kann meinen Traumberuf nicht mehr ausüben“ – der Brandinspektor und Rettungssanitäter weiß schon jetzt, dass er nie wieder im normalen Schichtdienst arbeiten kann. „Aber ich glaube an Wunder“, sagt er. „Ich kämpfe weiter.“

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