Feiern für 15 Euro in der Stunde

Zum ersten Mal hat das Tourismus-Amt berechnet, wie viel Wiesn man für seine Reservierung wirklich bekommt – bei den Kleinen ist’s am teuersten, aber Schnäppchen gibt’s auch.
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Zum ersten Mal hat das Tourismus-Amt berechnet, wie viel Wiesn man für seine Reservierung wirklich bekommt – bei den Kleinen ist’s am teuersten, aber Schnäppchen gibt’s auch.

Sie sind heiß begehrt: Die Tische auf der Wiesn. Mit allerlei Tricks versuchen die Besucher jedes Jahr, einen der raren Plätze vorab zu ergattern. In den vergangenen Jahren versuchten sogar einige bei ebay Tickets zu Höchstpreisen zu ersteigern: Mehrere hundert Euro wollten Verkäufer für einen reservierten Tisch in Käfers Wiesnschänke, im Schottenhamel oder aber im Weinzelt. Heuer greift das Tourismusamt durch. Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl hat die Wirte aufgefordert, ihre Reservierungslisten öffentlich zu machen. „Das ist ein großer Schritt zu mehr Transparenz“, sagt Weishäupl.

Um einen Vergleichswert zu haben, hat das Tourismusamt die Tischpreise inklusive Verzehrgutscheine pro Person runtergerechnet. Dieser Preis wurde nochmals durch die Stunden, die die Reservierung umfasst, geteilt. Ein Beispiel: Ein 10er-Tisch im Hippodrom kostet 300 Euro. Pro Person sind das 30 Euro. Die Reservierung gilt von 12 bis 15 Uhr, also für drei Stunden. Der Platz pro Person pro Stunde kostet also 10 Euro. Auffällig ist: Vor allem die Kaffeezelte und auch die kleinen Wiesnzelte langen bei den Vorabbuchungen deutlich zu. Ein Platz in einem der fünf Kaffeezelte kostet rund 8,59 Euro, in den mittleren Betrieben wie bei der Knödelei oder Kalbskuchl sind es 10,27 Euro. Die großen Zelte verlangen im Schnitt am wenigsten: 7,20 Euro zahlt der Gast pro Platz.

„Vor allem die großen Bierzelte mit langer Tradition verlangen am wenigsten“, sagt Weishäupl. Besonders deutlich wird das am Festzelt der Familie Schottenhamel, die absolute Schnäppchenpreise für einige Plätze nehmen. Anders die sogenannten Promizelte: In Kufflers Weinzelt, Käfers Wiesn-Schänke oder auch dem Hippodrom steigen die Preise zu manchen Tageszeiten auf über 15 Euro.

Dennoch: Laut Weishäupl befinden sich die Tischpreise in einem vertretbaren Rahmen. Ähnlich äußerte sich Wirtschaftsreferent Dieter Reiter: „Die Reservierungskonditionen in der Gesamtschau sind noch vertretbar.“

Anne Kathrin Koophamel

2,50 bis 3,90: Zur Happy Hour in die Szene-Zelte reinschmecken

Schnäppchen-Plätze bietet das Schottenhamel-Zelt an. 2,58 Euro kostet der Platz am Wochenende pro Stunde im Mittelraum. Günstig ist der Tisch auch wochentags: 3,87 Euro zahlen Wiesnbesucher pro Stunde von 11 bis 18 Uhr. Pro Person sind ein halbes Hendl und zwei Maß eingerechnet – über den Zeitraum von zehn Stunden dürften allerdings noch ein paar Maß hinzukommen. Günstig ist unter der Woche auch Kufflers Weinzelt: 3,50 Euro kostet der Platz bis 20 Uhr in dem Promizelt. Inklusive ist auch ein Verzehrgutschein von 35 Euro – dafür gibt es zwei saftige Kaiserschmarrn und zwei Kaffee. Billige Plätze gibt es täglich bis 18.30 Uhr auch im Wirtshaus im Schichtl. Der Platz kostet auf sechseinhalb Stunden umgerechnet 3,85 Euro. Mit dabei ist ein Essensgutschein von 25 Euro.

4 bis 5,90 Euro: Moderat - das kann sich auch eine Familie leisten

Im Löwenbräu kostet der Platz tagsüber 4,53 Euro, abends 4,95 Euro. Im Armbrustschützenzelt kostet ein Platz im Mittelschiff abends 4,66 Euro. Tagsüber ist ein 10er-Tisch teurer: Pro Person zahlt der Gast 5,36 Euro (bis 16 Uhr). Günstiger ist eine Box am Abend für 5,16 Euro. Pro Person rechnet die Wirtsfamilie Inselkammer zwei Maß und ein halbes Hendl. Keinen Unterschied zwischen Boxe und Mittelschiff macht das Augustiner: Auf 4,86 Euro beläuft sich jeder Platz abends. Tagsüber sind es 5,94 Euro. Auch in der Bräurosl sind die Plätze mittags mit 5,40 Euro teurer, sie kosten abends 4,91 Euro. In der Ochsenbraterei kostet ein Platz abends 4,43 Euro – mittags sind es 5,32 Euro. Ein Platz im Innenraum samt zwei Maß und einem halben Hendl kostet im Hacker-Zelt unter der Woche 4,91 Euro.

6 bis 9,90 Euro: Bürgerlich - Wo die Münchner reservieren

Abends ziehen auch die Preise im Hackerzelt an: 7,11 Euro verlangt Wirt Toni Roiderer für einen Platz in der Boxe oder auf der Galerie – günstiger sind die Plätze im Innenraum (siehe oben). Ähnliche Preise zahlt der Wiesnbesucher in der Fischer-Vroni. Abends kostet die Box zwischen 6,87 Euro und 7,27 Euro. Nochmal ein paar Cent drauflegen muss, wer abends in der Hausbox von Peter Pongratz sitzen will: 8,65 Euro kostet der Platz im Winzerer Fähndl. Günstiger ist es im Mittelschiff: 6,84 Euro. Auch im Hofbräuzelt kostet abends der Boxen-Platz 6,27 Euro. Bei Schottenhamels liegt der Preis pro Nase auf der Galerie oder in der Box unter der Woche am Abend bei 6,02 Euro. Am oberen Rand: Ein Platz in der Haxnbraterei kostet acht Euro, in Vinzenzmurrs Metzergstubn 9,60 Euro.

10 bis 14,90 Euro: Gehobene Mittelklasse - Die kleinen Wiesnwirte

Viele kleine Wiesnwirte spielen in dieser Kategorie: Ein Tisch in Ammers Hühnerbraterei kostet abends 12,22 Euro, in der Knödelei sogar 12,50 Euro. Teuer ist auch ein Platz in Bodos Cafezelt: 13,33 Euro. Günstiger sind die Plätze bei Glöckle für 10,20 Euro oder im Kalbskuchl für 11,11 Euro. Bei den großen Zelten wie im Hippodrom liegt der Boxenpreis unter der Woche bei 10 Euro. Wer im Innenraum feiern möchte, muss tiefer in die Tasche greifen: 12 Euro kostet abends ein Platz im Innenraum. In Käfers Wiesnschänke gibt es die günstigsten Plätze vor 19 Uhr: zehn Euro kostet der einzelne Platz. Etwas teurer ist es mittags im Schützenfestzelt: 12,80 Euro zahlt der Gast für einen Galerieplatz, inklusive zwei Maß, Hendl und Brotzeitbrettl. Günstiger ist es mittags in der Box: 11,20 Euro.

Über 15 Euro: Das Luxuslevel - Feiern mit Kuffler, Krätz & Käfer

Den teuersten Tisch gibt es im Weinzelt: 17,78 Euro verlangt die Familie Kuffler unter der Woche am Abend pro Gast. Etwa vier Kaiserschmarrn-Pfannen und sechs Haferl Kaffee sind im Verzehrgutschein von 80 Euro inklusive. Allerdings: ein paar Schoppen Wein werden sicherlich noch extra hinzukommen. Am Samstagmittag steigen auch die Preise in Sepp Krätzs Hippodrom. 15 Euro kostet der Platz zwischen 11 und 15 Uhr im Mittelbereich. Allerdings gibt es dafür ein Schmankerlbrettl, ein Hauptgericht wie Spanferkel und eine Nachspeise. Genauso teuer ist ein Platz abends ab 19 Uhr. Günstige Preise gibt es im Innenraum (siehe Kategorie 2) Mit 80 Euro pro Gast wird gerechnet in Käfers Wiesnschänke: 15,24 Euro kostet der Platz abends zwischen 19.15 und 0.30 Uhr.

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