Feierabend beim heißen Feger von Lansing

Jeden Freitag erzählt in der AZ ein bekannter Münchner von seinem Wochenende. Heute ist das die Schauspielerin Silke Popp
Wenn ich frei habe, drehe ich nach dem Frühstück meistens gleich eine große Runde mit meinen beiden Hunden. Anderthalb Stunden hinter der Schlossmauer des Nymphenburger Parks oder im Englischen Garten – da ist es vormittags auch noch nicht so voll. Da muss ich dann nicht so aufpassen, dass die beiden friedlichen Picknickern die Würstchen stibitzen.
Vor allem Milli ist richtig verfressen. Eine schamlose Diebin, zudem ein Windhund und damit recht fix. Wenn sie mal ein paar Tage bei ihrem Pflegefrauchen war, muss ich danach immer die Verluste begleichen. Krapfen, Mozartkugeln – eben alles, was sie sich unerlaubt geschnappt hat. Die kleine Snoopy ist da nicht ganz so unanständig.
Die Hunde sind schon sehr wichtig für mich – Tiere ganz allgemein. Ich bin auch nach Moosach gezogen, weil ich früher viel geritten bin. Da habe ich etwas gesucht, was ungefähr in der Mitte liegt zwischen der Schauspielschule und meinem Pflegepferd. Wenn es nach mir ginge, hätte ich jedenfalls einen ganzen Zoo.
Ich wohne immer noch in Moosach, mein Leben spielt sich aber vor allem in Schwabing ab. Ich liebe zum Beispiel den Englischen Garten. Der ist für mich der Inbegriff des Münchner Mottos „Leben und leben lassen“. Immer, wenn ich dort bin, mache ich am Milchhäusl an der Königinstraße Station und esse dort eine Resi, das ist eine Dinkelsemmel mit Bio-Leberkäse. Da muss man dann kein so schlechtes Gewissen haben, weil der gesunde Dinkel den nicht ganz so gesunden Leberkäse ja bei Weitem aufwiegt. Und im Café Ignaz in der Georgenstraße bin ich auch oft. Die vegetarische und vegane Küche dort ist wirklich gesund – und nach jeder Hauptmahlzeit gibt es gratis noch ein riesiges Stück Kuchen. Ganz ohne Sünde kommt man leider nirgendwo raus.
Ich gehe auch gerne ins Kino Münchner Freiheit oder ins Volkstheater. Was der Christian Stückl da macht, gefällt mir ausgesprochen gut. Und ansonsten beobachte ich wahnsinnig gerne die Menschen in meiner Umgebung. Egal, ob es der Sitznachbar auf der Bierbank in der Hirschau ist, der Handwerker, der zu mir kommt, oder einfach jemand von der Straße. Meine große Liebe ist einfach die Schauspielerei. Und die schönsten Ideen finde ich eben im alltäglichen Leben. Sobald ich etwas Interessantes beobachte oder mir jemand etwas erzählt, läuft bei mir so eine Art interne Festplatte mit. Was ich da sehe und höre, kann ich dann oft für meine Arbeit verwenden.
Zum Beispiel habe ich in meiner Rolle bei „Dahoam is Dahoam“ ja gerade ein Kind bekommen. Witzigerweise war gerade zu dieser Zeit meine beste Freundin schwanger. Und wenn wir über ihre Schwangerschaft gesprochen haben, habe ich das immer sofort abgespeichert. Ich habe ja selbst kein Kind, konnte aber so mitfühlen, wie es ist, eines zu bekommen.
Solche Gespräche sind oft die Basis, auf der ich meine Rollen aufbaue. Die Uschi Guggenmoser, die ich bei „Dahoam is Dahoam“ spiele, hat im Laufe der Serie ja auch eine unheimliche Wandlung durchgemacht. Eingestiegen bin ich als „heißer Feger von Lansing”, immer ein bisschen zu eng gekleidet, einem Flirt nie abgeneigt, mit dunkler Tabledance-Vergangenheit – und mittlerweile ist die Uschi eine liebevolle Mutter und treue Gefährtin.
Ich kann gar nicht sagen, welchen Teil der Rolle ich lieber gespielt habe. Aber so etwas wie die postnatale Depression, die ich in der Serie gerade überwunden habe, das ist natürlich ein gefundenes Fressen für jede Schauspielerin.
Protokoll: Florian Zick